Wenn BNE Früchte trägt

Ein Kind isst einen Apfel.
© Christoph Wehrer / Stiftung Kinder forschen
Beim gemeinsamen Ackern, Ernten und Verwerten wird BNE vor allem eins: erfahrbar!

Mais, Kartoffeln und Zucchini – frisch geerntet, direkt aus dem Kita-Garten? Seit letztem Jahr bewirtschaftet die Kita Wiesenkinder im brandenburgischen Rangsdorf ihren eigenen Acker. Mit der Unterstützung von AckerRacker ist der Acker zum lebendigen Ort für Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) geworden.  

Portraitfoto von Melanie Evans-Eichhorst
© Stella Rebekka
Melanie Evans-Eichhorst ist Gründungs- und Vorstandsmitglied von Kita L.i.n.O! e.V.

„Bildung für nachhaltige Entwicklung stellt für uns kein zusätzliches ‚Themenpaket‘ dar, sondern ergänzt unsere pädagogische Konzeption“, so steht es auf der Website von Kita L.i.n.O. e.V. Ursprünglich 2009 als Elterninitiative gegründet, betreibt der Verein heute zwei Einrichtungen: die Kita L.i.n.O und die Kita Wiesenkinder in Rangsdorf, südlich von Berlin. BNE ist fest in den Leitlinien verankert. Die Idee: Nachhaltigkeit fließt in jeden Aspekt des Alltags ein.  

„Wir richten unser ganzes Kita-System im Sinne der Nachhaltigkeit aus“, erzählt Melanie Evans-Eichhorst, Vorsitzende und Gründungsmitglied des Vereins Kita L.i.n.O e.V. „Das betrifft sowohl den pädagogischen Alltag als auch die Betriebsführung und die soziale Nachhaltigkeit – durch langfristige Personalbindung und lebenslanges Lernen. Wir betrachten BNE als Qualitätssicherung.“  

Die Nachhaltigkeitsbrille aufsetzen

„Wir versuchen alle Alltagsthemen unter einer ‚Nachhaltigkeitsbrille‘ zu betrachten“, erklärt Evans-Eichhorst weiter. So wurde etwa eine Diskussion im Team angestoßen, als eine Mutter ungenutztes Büropapier in die Kita mitbrachte. Recycling-Papier gehört bei den Kitas von Kita L.i.n.O. e.V. zum Standard – wie jetzt mit einem geschenkten Karton mit Papier aus dem Regenwald umgehen? „Das Geschenk hat uns Anlass gegeben, über Ressourcenverbrauch nachzudenken: Was ist gutes Papier? Wie viel Papier brauchen wir? Wie wollen wir generell mit Ressourcen umgehen?“, erzählt Melanie Evans-Eichhorst. „Wichtig war uns, die Familien einzubinden und über unseren Newsletter über unsere Erkenntnisse und Überlegungen zu informieren.“ Bis heute sammeln die Kitas das ganze Jahr über Papierreste, die später von den Kindern kreativ weiterverarbeitet werden können.  

„Klimaschutz endet nicht an unserem Gartenzaun“

Melanie Evans-Eichhorst, Gründungs- und Vorstandsmitglied von Kita L.i.n.O! e.V.

BNE kann nur funktionieren, wenn alle mitmachen. „Klimaschutz endet nicht an unserem Gartenzaun“, so Evans-Eichhorst. „Wenn wir als Kita Nachhaltigkeit leben, dann ist das gut. Aber Klimaschutz funktioniert nur, wenn auch die Menschen in unserem Umfeld mitmachen. Unser Acker ist ein Mikrokosmos, in dem wir alle einbinden, die mit der Kita zu tun haben. Hier packen wir alle gemeinsam an“, erzählt Evans-Eichhorst.  

Bevor aus einer Spielwiese der Kita ein Acker wurde, gärtnerten die Wiesenkinder schon im „Hochbeet-Format“. Jedes Jahr beobachten sie die Blüte ihrer Apfelbäume. „Von Apfelstrudel bis Apfelmus. Wir haben schon alles, was man aus Äpfeln machen kann, gemacht“, lacht Melanie Evans-Eichhorst.  

„BNE braucht vor allem eins: Begeisterung!“

Neuland ist das Anbauen und Gärtnern für die Kita also nicht und trotzdem ist mit dem Acker etwas ganz Neues entstanden. Er erfordert Kommunikation und Kooperation. „Es war schnell klar, dass eine Gruppe allein nicht für den Acker verantwortlich sein kann. Alle müssen mitmachen – gruppen- und altersübergreifend. Unter den vier- bis fünfjährigen Kindern gibt es Hauptverantwortliche und auch die Familien sind eingebunden“, erzählt Melanie Evans-Eichhorst. Gemeinsam ins Handeln kommen und die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilen, genau darum geht es bei BNE. „BNE braucht vor allem eins: Begeisterung!“, betont die Vorsitzende von Kita L.i.n.O e.V.  

Auf dem Acker wächst Wissen

Mit Begeisterung haben die Kinder dieses Jahr riesige Zucchinis geerntet. „Im Supermarkt lernen Kinder, dass alles immer und in großen Mengen vorhanden ist“, erklärt Melanie Evans-Eichhorst. „Auf dem Acker erleben sie, dass das in der Natur nicht so ist.“ Beim Ackern lernen die Kinder den Wert von Lebensmitteln zu schätzen und erfahren, was Pflanzen zum Wachsen brauchen. „Die Eltern erzählen uns, mit wie viel Genuss die Kinder das selbstgeerntete Gemüse zu Hause essen, das ist wirklich besonders“, erzählt Evans-Eichhorst.  

Neben Bohnen, Mais und Zucchini wächst auf dem Acker der Kita Wiesenkinder auch das Bewusstsein für naturwissenschaftliche Kreisläufe oder das Wissen über verschiedene Gemüsesorten. Die Kinder erleben hautnah, welches Gemüse regional bei uns wächst, wann es Saison hat und wie viel Pflege ein Acker braucht. Dabei lernen sie, dass das Essen nicht vom Supermarkt direkt auf unseren Tellern landet, sondern erst langsam wachsen muss.  

Hürden meistern

Zu Beginn gab es Herausforderungen, wie die Wasserversorgung des Ackers. Doch die Kreativität der Eltern half weiter. Mit einer selbst gebauten Bewässerungsanlage, gesteuert über eine Zeitschaltuhr, wird der Acker nun regelmäßig versorgt. „Oft scheitern Projekte in der Praxis an diesen scheinbaren Kleinigkeiten“, so Evans-Eichhorst.  

Heute ist der Acker ein Ort, an dem Kinder Verantwortung übernehmen und erleben, dass ihre Handlungen einen Unterschied machen. Hier wird Nachhaltigkeit nicht gelehrt, sondern gelebt und erlebt. 

Du möchtest in BNE einsteigen? Wir haben da was für dich:

Portrait von Winona von Vlahovits
Autor/in: Winona von Vlahovits

Als Referentin für Digitale Kommunikation und Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) denke ich zusammen, was zusammengehört: MINT-Bildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung. Ich bin überzeugt: MINT-Bildung für nachhaltige Entwicklung macht Kinder stark für die Zukunft und hilft uns dabei, eine nachhaltige und gerechte Welt zu gestalten.

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