"Nur was man liebt, das schützt man."

Ohne sie wäre es dunkel, bitterkalt und lebensfeindlich – die Sonne macht Leben auf unserer Erde erst möglich. Wie kann uns die Energie der Sonne beim Klimaschutz helfen? Und wie können wir Kinder auf den Klimawandel vorbereiten und für Klimaschutz begeistern? Diese und weitere Fragen beantwortet uns der deutsche Meteorologe, Ozeanograf, Klimaforscher und Hochschullehrer Prof. Dr. Mojib Latif.

Wir erleben immer häufiger Rekordtemperaturen im Sommer. Auch in den anderen Jahreszeiten ist es wärmer. Was hat die Sonne mit dem globalen Temperaturanstieg zu tun?
So gut wie nichts. Die globale Erwärmung ist hauptsächlich von den Menschen verursacht, weil sie die Zusammensetzung der Luft durch den Ausstoß von sogenannten Treibhausgasen verändern. Treibhausgase, wie z. B. Wasserdampf oder Kohlendioxid, bestimmen das Klima auf der Erde, obwohl sie nur einen äußerst kleinen Anteil an der Atmosphäre besitzen. Sie wirken wie das Glas in einem Treibhaus. Treibhausgase sind gut durchlässig für die Sonnenstrahlen, aber lassen die Wärme nur schlecht in den Weltraum entweichen. Je mehr Treibhausgase sich in der Luft befinden, umso mehr Wärme ist gefangen, was zu einem Temperaturanstieg führt.
Können wir den Klimawandel noch aufhalten?
Ja, natürlich! Wir müssten wegkommen von Kohle, Erdöl und Erdgas, um Energie zu erzeugen. Und mehr Sonne und Wind und andere saubere Energien nutzen. Aber rückgängig machen können wir ihn für lange Zeit nicht.
„Wir sollten zunächst akzeptieren, dass es den Klimawandel gibt und dass er die Lebensbedingungen überall auf der Erde verschlechtert.“
Prof. Dr. Mojib Latif
Wir sollten also auch lernen, mit den Folgen des Klimawandels umzugehen? Wie machen wir das am besten?
Wir sollten zunächst akzeptieren, dass es den Klimawandel gibt und dass er die Lebensbedingungen überall auf der Erde verschlechtert. Wir müssen mit mehr Hitzewellen und Dürren, mit mehr Starkregen und Überschwemmungen und weiter steigenden Meeresspiegeln rechnen. Die Auswirkungen sind jedoch regional sehr unterschiedlich. Jede Region muss sich überlegen, welche Gefahren dort drohen, und geeignete Schutzmaßnahmen umsetzen.
Könnten wir allein mit Sonnenenergie unseren Energiebedarf in Deutschland oder gar weltweit decken?
Im Prinzip wäre weltweit genügend Sonnenenergie vorhanden. Die Technologie, um diese zu nutzen, gibt es auch. Es ist aber sinnvoller, auch andere sogenannte erneuerbare Energien einzusetzen, wie z. B. Windkraft oder Erdwärme. Am besten nutzt man die Energie, die vor Ort vorhanden ist. Wichtig wäre außerdem ein Stromnetz, das für die zeitlich und räumlich stark variierenden erneuerbaren Energien geeignet ist, sowie die Entwicklung von Energiespeichern.
„Das Klimaproblem ist nur global zu lösen.“
Prof. Dr. Mojib Latif
Was bräuchte es auf politischer Ebene, um von fossilen Energien wegzukommen?
Das Klimaproblem ist nur global zu lösen. Alle Länder müssen mitmachen und von den fossilen Energien wegkommen. An internationaler Kooperation mangelt es allerdings, weswegen der weltweite Ausstoß von Treibhausgasen immer noch steigt, obwohl einzelne Länder wie Deutschland ihren Ausstoß schon deutlich gesenkt haben.
Was begeistert Sie an Sonnenenergie?
Sonnenenergie ist nicht nur sauber und schont das Klima, sondern auch kostenlos.
Wie können Pädagog:innen auch Kinder für Klimaschutz und erneuerbare Energieformen, wie beispielsweise Sonnenenergie, begeistern?
Sie könnten mit den Kindern zum Beispiel kleine Experimente durchführen, um zu zeigen, wie einfach die Sonne nutzbar ist. Etwa wie man eine Glühbirne zum Leuchten bringen kann, ohne dass man Strom aus der Steckdose benötigt.
Was würden Sie Pädagog:innen empfehlen, die mit Kindern im Kita- oder Grundschulalter arbeiten: Wie können sie Kinder auf den Klimawandel vorbereiten?
Das Allerwichtigste für mich wäre, eine Verbindung zur Natur aufzubauen und die Einzigartigkeit des Lebens zu verdeutlichen. Nur was man liebt, das schützt man.
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