Nachhaltig konsumieren muss gelernt werden

Kleines Kind mit Einkaufskorb
© David Veksler/ Unsplash

Spielzeug, Essen, Kleidung – Kinder wachsen in unserer Gesellschaft mit einer unüberschaubaren Auswahl an schönen Dingen auf. Auf der Kehrseite gibt es viele Probleme, die die Herstellung dieser Produkte verursacht. Jeder von uns muss sich die Frage stellen, wie wir damit umgehen – und die Kinder dabei frühzeitig einbeziehen. Dazu bietet die Stiftung "Haus der kleinen Forscher" den Kitas bundesweit Fortbildungen an. BNE-Projektleiterin Ute Krümmel erzählt im Interview, worum es geht.

Ute Krümmel im Gespräch mit einer Kita-Erzieherin
© Christoph Wehrer/Stiftung Kinder forschen
Ute Krümmel leitet das BNE-Projekt der Stiftung "Haus der kleinen Forscher"

Ute, wann hast Du zuletzt über Dein eigenes Kaufverhalten nachgedacht?

Als die Kleiderläden nach dem Corona-Lockdown wieder offen waren, dachte ich: Wie schön, jetzt kann ich stöbern gehen. Im nächsten Moment sagte ich mir aber: Eigentlich fehlt mir nichts im Kleiderschrank! Und damit war ich zufrieden.

Das "Haus der kleinen Forscher" möchte, dass sich auch schon Kitakinder mit Konsumfragen beschäftigen. Warum? Und wie kindgerecht ist dieser Ansatz?

Kinder konsumieren sehr früh – ob Lebensmittel, Spielzeug oder Kleidung. Bei der Auswahl werden sie auf vielen Ebenen beeinflusst, auch durch Hersteller und deren Werbung. Kinder sollten die Möglichkeit haben, das in Augenschein zu nehmen: Woher kommen bestimmte Lebensmittel auf dem Tisch? Woraus besteht das Spielzeug? Und auch hinterfragen, ob man bestimmte Dinge wirklich braucht. Solche Fragen sind Teil von Bildung für nachhaltige Entwicklung, kurz BNE. Hiermit kann ein Lernprozess angestoßen werden, der zu Veränderungen in der Gesellschaft führt. Wir lernen gemeinsam, wie wir nachhaltiger denken und handeln. Auch nachhaltiges Konsumieren muss gelernt werden – am besten von klein auf. Dabei geht es nicht darum, Kindern zu sagen: „Ihr dürft das nicht haben!“ Vielmehr könnten wir zum Beispiel versuchen, gemeinsam Alternativen zum Neukauf zu entdecken. Das sind dann Erlebnisse, die Kindern viel Spaß machen: etwas reparieren, etwas Eigenes basteln oder Dinge mit anderen tauschen.

Es geht nicht darum, Kindern zu sagen: "Ihr dürft das nicht haben!"

Vielen Kitas liegt das Thema Nachhaltigkeit schon lange am Herzen. Was sollen sie noch besser machen?

Kitas können daran arbeiten, Bildung für mehr Nachhaltigkeit grundsätzlicher anzugehen und hier das ganze Einrichtungsteam mitzunehmen. Es gibt viele Wege, BNE schrittweise strukturell zu verankern. Zum Beispiel könnte das Kita-Team gemeinsam festlegen, wie es das Spielzeugangebot nachhaltiger gestalten möchte – und hier die Kinder an den Ideen beteiligen. Dazu gibt es tolle Praxisbeispiele (siehe Broschüre "Konsum umdenken").

Es soll gezielt die Kitaleiterin bzw. der Kitaleiter unterstützt werden. Warum?

Sie sind Schlüsselpersonen – im wahren Wortsinn. Sie können Türen öffnen und vieles entscheiden. Die Kitaleitung muss dabei nicht nur Organisatorin sein. Oft hat die Leiterin bzw. der Leiter bereits ein Bild im Kopf von der Kultur der Kita. Sie kann ihren Einfluss nutzen und auch die Haltung für mehr Nachhaltigkeit mitprägen. Jetzt geht es darum den Leitungskräften zu helfen und sie zu ermutigen, die ganze Einrichtung zu überzeugen und an den Veränderungen zu beteiligen.

Was können Kitaleitungen aus den Fortbildungen des "Hauses der kleinen Forscher" mitnehmen?

Wir gehen auf ihre besonderen Aufgaben und Probleme ein. Wir geben Denkanstöße und gleichzeitig praktische Unterstützung mit einem Orientierungsrahmen: Wo steht die Kita in punkto Nachhaltigkeit? Worauf kommt es an, wenn sich die Kita weiterentwickeln will? Ist zum Beispiel Nachhaltigkeit bereits im Leitbild der Einrichtung verankert? Haben alle Kinder Gelegenheit, sich mit Nachhaltigkeitsfragen zu beschäftigen? Wie nachhaltig ist der Konsum der Kita? Viele Kitaleitungen sagen uns, wie wertvoll zudem der Austausch mit anderen für sie ist. Sie gehen bestärkt aus der Fortbildung und sehen: Dort sind wir schon ganz gut dabei. Oder: So haben andere Kitas Probleme gelöst.

Was verändert sich, wenn Kinder in der Kita lernen, nachhaltiger zu leben?

Die Kita ist Kindern ein Vorbild. Wenn hier Nachhaltigkeit etwas Selbstverständliches ist, wird es auch für die Kinder so sein. Was sie in der Kita erleben, nehmen sie auch mit nach Hause. Manche befürchten hier einen Konflikt: Was, wenn Kinder dort das Gegenteil erleben? Dabei können Kinder gut mit dieser Situation umgehen. Sie werden trotzdem anders auf die Dinge schauen – weil sie in der Kita die Chance dazu bekommen haben.

Neue Fortbildung für Kitaleitungen: "Konsum umdenken"

Konsumpyramide für Spielzeug
© Stiftung Kinder forschen / Illu: Ulli Keil, Grafik: Sinnwerkstatt Medienagentur GmbH

Sie leiten eine Kita und möchten mit Ihrer Kita-Gemeinschaft die Einrichtung nachhaltiger gestalten? Sie wollen Bildung für nachhaltige Entwicklung im Kitaleben verwirklichen? Dann besuchen Sie unserer neuste Fortbildung! Hier erfahren Sie, wie Sie greifbar und spielerisch Ihre Kita jeden Tag zum spannenden Lernort für Nachhaltigkeit machen. Auch für Ihre Erzieherinnen und Erzieher gibt es passende Angebote.

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Das Interview ist in KINDgerecht Magazin für frühkindliche Bildung (Ausgabe 2-2021) von FRÖBEL erschienen: Komplette Ausgabe lesen.
 

Portrait von Susanne Hein
Autor/in: Susanne Hein

Hallo, ich bin Kommunikationsreferentin im "Haus der kleinen Forscher" und betreue schwerpunktmäßig den Bereich frühkindliche Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE).

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