Gemeinsam für mehr Nachhaltigkeit

Ein Mädchen malt auf einer Pappe, die an der Wand hängt.
© Evangelische Grundschule Berlin-Friedrichshain
Was anderswo im Müll landet, wird hier zu Kunst.

So viel wie möglich gemeinsam nutzen, gebrauchte Dinge wiederverwenden, aus Alt Neu machen: Die Evangelische Schule Berlin-Friedrichshain versucht, auf vielen verschiedenen Wegen ihren Schulalltag nachhaltig zu gestalten. Es ist eine Gemeinschaftsaufgabe – mit Erfolgen, aber auch Grenzen, erzählt Schulleiter Benjamin Bedorf.

Das Bild zeigt Benjamin Bedorf
© René Arnold/Stiftung Kinder forschen
Schulleiter Benjamin Bedorf

Tüten und Verpackungen, Pappen und Paketkartons: Was anderswo im Müll landet, findet in der Evangelischen Schule Berlin-Friedrichshain den Weg in den Kunst- bzw. Naturwissenschaftsraum oder in die Theaterwerkstatt. Schüler:innen und Eltern sorgen immer wieder für Nachschub, damit aus dem vermeintlichen Müll u. a. Kunstwerke werden können. Auch die Grundschule selbst reduziert so ihre Müllmenge. "Wir bekommen als Schule viele Pakete", sagt Schulleiter Benjamin Bedorf. "Die nutzen wir z. B. für den Bau von Theaterkulissen." Außerdem besuchen Klassen regelmäßig das nahegelegene Stadtteilzentrum mit seiner Plastik-Recycling-Maschine. Mithilfe der Maschine schmelzen die Kinder Flaschendeckel ein und machen daraus Schlüsselanhänger mit dem Schullogo.

"Wir versuchen, vieles zusammen zu nutzen"

Was klassisch unter dem Begriff Upcycling bekannt ist, macht nur einen kleinen Teil dessen aus, was in der Berliner Grundschule passiert, um Übriggebliebenes zu verwerten und Müll zu vermeiden. "Wir versuchen, vieles zusammen zu nutzen", erzählt Bedorf. So sammeln sich in der Schule beispielsweise immer mal wieder neue oder wenig genutzte Tuschkästen mit Wasserfarben an. Sind genug da, wird dieser Punkt dann von der Materialliste für den nächsten Jahrgang gestrichen. Außerdem hat die Schule eine Tauschbörse von Eltern für Eltern eingerichtet und verleiht auch selbst Dinge, z. B. Werkzeug. Damit nicht alle immer wieder die gleichen Gegenstände anschaffen, die sie nur selten brauchen.

Es funktioniert nur, wenn alle mitziehen

Zwei große orangene Einsen aus Pappe
© Evangelische Grundschule Berlin-Friedrichshain
In der Theaterwerkstatt bauen Schüler:innen u.a. Kulissen aus Paketkartons.

Die Ideen für all das kämen aus der gesamten Schulgemeinschaft, betont der Schulleiter – also sowohl aus der Schülerschaft als auch von Lehrkräften und Eltern. Die Umsetzung funktioniert ebenfalls nur, wenn alle mitziehen. "Vieles ist eine Frage der Gewöhnung", so Bedorf. Und manche Ideen liefen in der Praxis besser als andere. Während beispielsweise der Papierbedarf der Schule um rund ein Viertel gesunken ist, seit Altpapier konsequent als Schmier- und Malpapier genutzt wird, klappt es mit der Kleiderbörse noch nicht so richtig. "Spätestens bei den fünften und sechsten Klassen wird es schwierig. Die Schüler:innen wollen doch oft lieber etwas Neues haben", sagt Bedorf und ergänzt: "Man muss auch seine Grenzen kennen." Er lacht. Überhaupt, so findet Bedorf, müsse man es sich verzeihen, wenn nicht alles immer konsequent läuft. Dafür gibt es andere Dinge, die erfolgreich zum großen Ganzen beitragen.

Gebrauchte Geräte bekommen neues Zuhause

"Durch den DigitalPakt Schule bekommen wir regelmäßig neue Geräte wie Laptops oder Beamer, ohne dass wir die alten Geräte zurückgeben müssen", erklärt Bedorf und fügt hinzu: "Die Geräte sind meist in einem guten Zustand, sie wegzuwerfen ist deshalb keine Option." Zwei Väter helfen jetzt, die Geräte in den Originalzustand zu versetzen, und die Grundschule arbeitet mit einer Stiftung zusammen, die gebrauchte Endgeräte an Schulen auf dem afrikanischen Kontinent vermittelt. Auch über das Schulnetzwerk in Berlin finden Laptops und Beamer ein neues Zuhause. Und wieder ist ein Stück mehr Nachhaltigkeit im Schulalltag geschafft.

Forsch mit! zum Thema "Restlos glücklich?"

Das Interview ist in der neuen "Forscht mit!"-Ausgabe Nr. 03/2023 zu finden.
Die Ressourcen auf der Erde sind endlich, Materialien für Dinge unseres Alltags werden zunehmend knapp und damit wertvoll. Bei fast allem, was wir Menschen schaffen, entstehen Reste. Wie kann es uns gelingen, im Sinne der Nachhaltigkeit so wenig Reste wie möglich zu produzieren und dadurch möglichst wenig zu verschwenden? Die Ausgabe 03/2023 der "Forscht mit!" lädt dich dazu ein, dich gemeinsam mit den Mädchen und Jungen mit "Resten" zu befassen. Es erwarten dich viele spielerische Forschungsideen zum Thema "Reste" und dazu gute Beispiele aus der Praxis von Kita, Hort und Grundschule – vom Tubenrest bis zur Buntstiftverlängerung.

Portrait von Katharina Hanraths
Autor/in: Katharina Hanraths

Als Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ist es mein Ziel, dass so viele Menschen wie möglich erfahren, was die Stiftung Kinder forschen macht und anbietet. Nicht einfach nur, weil es mein Job ist, sondern weil ich überzeugt bin, dass gute frühe MINT-Bildung Kindern noch viel mehr bringt als bloßes Wissen über Aggregatzustände und Stromkreise.

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