Mit der BNE Welt verbunden #ESDfor2030

© Brams Naus / Unsplash
Die ganze Welt auf einem Bildschirm: Die UNESCO Weltkonferenz zu BNE fand im World Wide Web statt.

Länder auf der ganzen Welt wollen mit besserer Bildung eine bessere Zukunft gestalten. Es geht um globale Gerechtigkeit, Verantwortung, Nachhaltigkeit. Unter dem Motto "ESD for 2030" (Education for Sustainable Development) soll Bildung für nachhaltige Entwicklung in den nächsten Jahren weltweit weiter verankert werden. Unsere BNE-Projektleiterin Ute Krümmel war Mitte Mai drei Tage lang mit der internationalen BNE-Community verbunden – als Gast der digitalen BNE Weltkonferenz der UNESCO. Der große Elan der Akteure hat sie beeindruckt. Die Bildung junger Kinder haben allerdings bisher nur wenige im Blick.

Ute Krümmel
© Stiftung Kinder forschen

Liebe Ute, drei Weltkonferenztage am Laptop: Wie ging es Dir danach?

Es war anstrengend, schön und sehr eindrucksvoll. Ich fühlte mich wirklich mit der Welt verbunden. Obwohl kaum sichtbar war, dass sich gerade über 2.500 Menschen aus über 130 Ländern online treffen. Die Agenda der Konferenz richtete sich zu meinem Glück nach Mitteleuropäischer Zeit. Konferenzteilnehmer auf anderen Kontinenten saßen teilweise mitten in der Nacht vor ihrem PC, um dabei zu sein.

Screenshot mit 6 internationalen Sprechern auf der digitalen BNE-Weltkonferenz 2021
© Stiftung Kinder forschen
Speaker beim Auftakt der BNE Weltkonferenz – veranstaltet vom 17. bis 19. Mai 2021 von der UNESCO und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung

Wer oder was genau hat Dich denn beeindruckt?

Auf der virtuellen Hauptbühne, live moderiert aus dem bcc Berlin Congress Center, kamen hochrangige Menschen aus Politik, Wissenschaft und Bildung zu Wort – von Surinam über Kenia bis zu den Vereinigten Arabischen Emiraten und Japan. Alle versprühten eine Aufbruchstimmung und brachten die Dringlichkeit für mehr BNE in der gemeinsam verabschiedeten Berliner Erklärung auf den Punkt: "The time to act ist now!" Wie wichtig BNE ist, scheint in der ganzen Welt angekommen zu sein. Alle stehen in den Startlöchern und wollen das Konzept in ihren Bildungssystemen verankern. Ich fand es spannend zu sehen, wie Kenia aus einem zentralen Staatsziel, dem Naturschutz, ein Curriculum zur BNE für alle Bildungseinrichtungen entwickelt hat. Die Widersprüchlichkeit zwischen fortgesetztem Wirtschaftswachstum und nachhaltiger Entwicklung war am Rande auch immer wieder Thema. Außerdem war ich sehr berührt als Guri Melby, Bildungsministerin in Norwegen, öffentlich gemacht hat, wie stolz sie auf Greta Thunberg ist. Die junge Schülerin habe eine ganze Generation weltweit zum Aktivismus für mehr Klimaschutz bewegt wie kein anderer.

Und gab es Momente, bei denen Du eher gestutzt hast?

Ich hätte mir hierzulande ein größeres Medienecho im Rahmen dieser bedeutsamen Konferenz gewünscht. Deutschland ist bereits ein starker BNE-Akteur mit einem großen Aktionsprogramm. Trotzdem oder gerade deswegen ist es wichtig, dass wir möglichst viele Menschen weiterhin zu besserer Bildung motivieren und vor allem diejenigen überzeugen, die Weichen für gute BNE stellen können. In der Konferenz hatte ich zudem den Eindruck, dass vorschulische Bildung in anderen Ländern kaum in den Blick genommen wird. Dabei können wir nicht früh genug damit anfangen. Junge Kinder bekommen bereits viel von den Problemen mit und sind für Nachhaltigkeitsthemen besonders offen. Das habe ich bei einer der Sessions, auf der ich unser Engagement als "Haus der kleinen Forscher" vorstellen durfte, nochmals betont. Genau wie zum Beispiel Ingrid Pramling Samuelsson, Schwedens renommierte Professorin für Frühpädagogik. Gleichwohl ist natürlich bekannt, dass Kinderbetreuung im Vorschulalter, wie wir es kennen, nicht in allen Ländern der Welt gegeben ist. Das erschwert eine frühzeitige BNE.

BNE ist ein extrem wichtiger Baustein, wenn es darum geht, Krisen zu meistern und die große Transformation der Gesellschaft zu gestalten.

Ute Krümmel

Was ist Deine persönliche Botschaft?

BNE ist ein extrem wichtiger Baustein, wenn es darum geht, Krisen zu meistern und die große Transformation der Gesellschaft zu gestalten. Die Menschen werden zu nachhaltigen Ideen und vor allem zur Umsetzung neuer Lösungen herausgefordert. Sie lernen, sich einzubringen und nach der besten Lösung zu suchen. Und zwar auf allen Ebenen – wirtschaftlich, ökologisch und sozial. BNE macht Menschen zudem widerstandsfähiger, denn sie lernen mit den Dilemmata umzugehen, gewinnen Zuversicht und Selbstvertrauen für schwierige Entscheidungen. Wir müssen und vor allem können wir auch schon junge Kinder behutsam darauf vorbereiten.

Mit welchen To-Dos oder Notizen hast Du die Konferenz verlassen?

Insgesamt fühle ich mich sehr darin gestärkt, mit unserem BNE-Projekt als "Haus der kleinen Forscher" weiter zu machen. Vor allem sind wir mit unserem Whole-Institution-Approach auf dem absolut richtigen Weg – also die Kita oder Schule als ganze Einrichtung im Blick zu haben und zu einem beispielhaften Lernort für Nachhaltigkeit zu machen. Dabei sollte jede Einrichtung mit Nachhaltigkeit und BNE so umgehen, wie es zu ihr passt – die Themen ergeben sich aus dem einrichtungstypischen Alltag und aus den individuellen Fragen der Kinder. "We practice what we teach!" steht auf meinem Notizzettel. Das bedeutet, dass sich das ganze Team der Einrichtung mit Hilfe von BNE selbst reflektiert und eine Vorbildfunktion für die Kinder einnimmt. Dasselbe gilt auch in unserer Stiftung als Organisation – wir arbeiten fortlaufend daran, so nachhaltig wie möglich zu handeln. Ich habe mir außerdem von der Weltkonferenz viele Ideen für die Schule mitgenommen. Denn wir wollen demnächst daran arbeiten, Grundschulen noch stärker bei BNE zu unterstützen.
Auf der deutschen BNE-Nachfolgekonferenz direkt im Anschluss hat Gerhard de Haan, Professor für Zukunfts- und Bildungsforschung, hervorgehoben, worauf es künftig ankommt. Nämlich, dass nicht jeder auf der Straße wissen muss, was BNE konkret ist. Wir sollten unsere Wirkung nicht an der Bekanntheit des Konzepts BNE messen. Wichtiger sei es, dass wir konkrete Nachhaltigkeitsthemen auf die Agenda holen und uns damit auseinandersetzen. It's time to act.

Ute, vielen Dank für das Gespräch.

Portrait von Susanne Hein
Autor/in: Susanne Hein

Hallo, ich bin Kommunikationsreferentin im "Haus der kleinen Forscher" und betreue schwerpunktmäßig den Bereich frühkindliche Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE).

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