In 7 Schritten zur Kita-Vision
Wirtschaftsunternehmen oder auch Non-Profit-Organisationen tun es bereits: Visionsarbeit. In Kitas gehört die Methode bisher noch nicht zum Standard. Das sollte sich unbedingt ändern, denn für Kita-Teams macht es Sinn für ihre Einrichtung eine gemeinsame Vision zu entwickeln - gerade in Zeiten des Wandels. Warum Visionsarbeit wichtig ist und wie die Methode in Kitas angewendet wird, haben wir im April unserem Live-Webinar „MINTplus Visionsentwicklung: Warum Kitas ihre Zukunft mitgestalten sollten“ thematisiert. Die wichtigsten Erkenntnisse haben wir hier für euch zusammengefasst.
Das meint Kita-Vision
Orientiert man sich am Begriff der Unternehmensvision, kann man eine Kita-Vision definieren als motivierende, positiv-formulierte Beschreibung eines angestrebten Zustands einer Kita in der Zukunft. Eine Kita-Vision dient dazu, das pädagogische Team zu inspirieren und zu leiten. Anders als eine spezifische Zielbeschreibung, ist eine Kita-Vision eine quasi darüber schwebende bildliche Wunschvorstellung davon, wie es in der Zukunft sein sollte. Die Vision gibt die Richtung vor, in die sich die Kita (weiter-)entwickeln möchte, Ziele und Maßnahmen zur Zielerreichung werden dann von der Vision abgeleitet. Damit ist eine Kita-Vision ein wichtiger Bestandteil von Kita-Entwicklung.
Seit wir eine Kita-Vision haben, gehen plötzlich Wunschbilder in Erfüllung – ganz nebenbei.
Iris Wölflingseder, Leiterin Gemeindekindergarten Suben, Österreich
So profitiert ihr als Kita-Team von einer Vision
Von einer Kita-Vision könnt ihr in vielerlei Hinsicht profitieren. Vor allem schafft eine gut durchdachte Kita-Vision Orientierung im Arbeitsalltag, weil sie aufzeigt, wohin die Entwicklung der Kita gehen soll. Wenn ihr euch zum Beispiel als Vision setzt, dass eure Einrichtung ein Ort des Entdeckens und Forschens ist, in dem Kinder bei ihren alltäglichen Lernerfahrungen konstruktiv begleitet werden, dann kann das gesamte Team eine gemeinsame Haltung als Lernbegleitung entwickeln und die Sensibilität für alltägliche Lernmomente im Alltag werden wahrscheinlich schneller erkannt. Weil der Fokus klar ist. Eine partizipativ erarbeitete Kita-Vision hat außerdem eine motivierende Wirkung. Es ist ein menschliches Grundbedürfnis sich ‘gesehen’ zu fühlen. Wenn euer Team gemeinsam an der Zukunft der Kita arbeitet und jede:r hierzu Ideen einbringen kann, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass sich alle Beteiligten deutlich stärker mit ihrer Arbeit und der Einrichtung identifizieren. Gleichzeitig eröffnet eine inspirierende Vision auch neue Perspektiven und ermutigt dazu, Veränderungen anzugehen, den Blick über den Tellerrand des Alltags hinaus zu richten und langfristig zu denken, zum Beispiel, wenn ihr in eurer Vision gesellschaftliche Entwicklungen berücksichtigt und/oder ihr für eure Kita nachhaltig einen bestimmten Schwerpunkt ausbauen wollt. So kann eine entwickelte Vision auch das pädagogische Konzept eurer Einrichtung konkretisieren. Und wenn ihr eure Vision nach Außen auch noch gut kommuniziert, könnt ihr auch Eltern, Kooperationspartner und die Öffentlichkeit von Neuem für die Kita und eure wertvolle pädagogische Arbeit begeistern.
Impulsvortrag von Marcus Schnuck zum Thema Visionsentwicklung in Kitas
In sieben Schritten zu eurer Kita-Vision
1. Teamwork starten: Der Prozess zur Entwicklung einer Kita-Vision beginnt mit dem gesamten Team. Jede Stimme ist wichtig, damit möglichst viele Perspektiven berücksichtigt werden. Erst wenn alle involviert sind, könnt ihr gemeinsam eine Vision entwickeln, die von allen Kita-Teammitgliedern getragen wird. Dabei muss eine Kita-Vision nicht innerhalb einer einzigen Teamsitzung erarbeitet werden. Sie kann Schritt für Schritt entstehen, sodass ihr nach und nach alle Teammitglieder einbinden könnt, auch wenn nicht immer alle gleichzeitig anwesend sind.
2. Werte definieren: Macht euch im Team bewusst, auf welchen Werten und Überzeugungen eure Arbeit basiert. Diese grundlegenden Werte bilden das Fundament eurer Kita-Vision. Nur wenn die Vision auf den tatsächlichen Werten eures Teams basiert, wird sie glaubwürdig und nur dann, könnt ihr sie im Kita- Alltag wirklich leben.
3. Kreativität freisetzen: Verschiedene kreative Übungen und Gedankenspiele helfen euch als Team Ideen zu sammeln und neue Perspektiven zu gewinnen. Lasst dabei eurer Fantasie freien Lauf und entwickelt inspirierende und motivierende Vorstellungen von der Zukunft eurer Kita. Auch die Perspektiven der Kinder können hierbei eingeholt werden, um auch ihre Bedürfnisse und Wünsche zu berücksichtigen.
Methode: Fantasiereise in die Zukunft eurer Kita
Ein Beispiel für eine kreative Übung zur Visionsentwicklung ist eine Fantasiereise in die Zukunft eurer Kita. Nehmt euch hierzu als Team mindestens 15 Minuten Zeit. Macht euch auf eine gedankliche Reise in eine Zukunft, in der alle Wünsche und Ziele eurer Kita in Erfüllung gegangen sind. Auf dieser Fantasiereise gibt es keine Grenzen – alles ist möglich. Nehmt alle Eindrücke und Gefühle mit, die ihr zu eurer „Zukunftskita“ habt. Tauscht euch darüber aus und lasst euch von euren Ideen und Gedanken bei der Entwicklung eurer Kita-Vision inspirieren. Die vollständige Anleitung der Methode kannst du unten herunterladen.
Anleitung: Fantasiereise in die Zukunft eurer Kita4. Vision formulieren: Fasst als nächstes eure gesammelten Ideen und Erkenntnisse in einem prägnanten und leicht verständlichen Satz, der eure Wunschvorstellung von der Kita beschreibt, zusammen. Die Vision kann so formuliert sein, dass er wie ein wertegeleiteter Rahmen wirkt, oder sehr spezifisch, mit Fokus auf einen bestimmten pädagogischen Ansatz, den ihr stärken möchtet, wie zum Beispiel frühe MINT-Bildung. Auch wenn eure Vision die Zukunft der Kita beschreibt, formuliert sie am besten in der Präsenz-Form. Dann wirkt sie schon heute greifbar und erreichbar. Hier zwei reale Beispiele aus der Kita-Praxis: „Unsere Einrichtung ist ein Ort des Wachsens, der Lebendigkeit und der Zusammenkunft.“ (Gemeindekindergarten Suben in Oberösterreich) und „Das alltägliche Entdecken und Forschen hat bei uns den Status eines Maltisches.“ (Kita Familienzentrum Abakus, Dörentrup/NRW).
5. Vision kommunizieren: Die entwickelte Kita-Vision kann nun mit den Kindern, Eltern und auch neuen Teammitgliedern geteilt werden. Um das Profil eurer Kita nach außen zu tragen, kann es sinnvoll sein, die Vision auch Kooperationspartnern wie Schulen oder der Öffentlichkeit zu präsentieren. Auch innerhalb eurer Kita kann die Vision, zum Beispiel durch Aushänge, sichtbar gemacht werden. Das stellt sicher, dass die Vision ständig präsent ist, sodass sie ihre Wirkung entfalten und alle Beteiligten inspirieren kann.
6. Regelmäßige Überprüfung: In regelmäßigen Abständen, mindestens aber einmal im Jahr, solltet ihr überprüfen, ob ihr noch auf dem Weg zur Kita-Vision ist. Da sich euer Team und die Bedürfnisse eurer Kita im Laufe der Zeit ändern können, kann und sollte eure Kita-Vision bei Bedarf auch angepasst werden.
7. Erfolge feiern: Feiert gemeinsam erreichte Meilensteine und Erfolge auf dem Weg zur Verwirklichung eurer Kita-Vision! Das stärkt den Team-Zusammenhalt und schenkt euch Motivation und Energie, um weiter an eurer Kita-Vision zu arbeiten.
Vision, ahoi!
Und, konnten wir euch überzeugen? Einmal einvernehmlich und gründlich entwickelt, profitiert euer Team und eure pädagogische Arbeit für lange Zeit von der Vision. Der Fixstern steht und er hilft euch dabei, euch als Team langfristig und motiviert auf die entscheidenden Dinge zu fokussieren – gerade, wenn ihr mal mit größeren Veränderungsprozesse oder herausfordernden Rahmenbedingungen konfrontiert seid. Und nicht vergessen: Ihr entwickelt eure Kita-Vision gemeinsam und entscheidet auch gemeinsam, welche konkreten, messbaren Ziele ihr aus der Vision ableitet, und wann es nach ein paar Jahren gegebenfalls Zeit ist, die Vision anzupassen. Wir wünschen euch jedenfalls viel Freude bei der Weiterentwicklung eurer Einrichtung.