Aufbruch Kita-Entwicklung

© Stiftung Kinder forschen / René Arnold
Volle Kraft voraus für Kita-Entwicklung! Es braucht Vernetzungsformate mit verschiedenen Akteuren des Systems Kita, um Organisationsentwicklung auch in der frühen Bildung zu verankern.

Kitas entwickeln sich ständig weiter, weil sich die Welt um sie herum verändert und neue Herausforderungen und wachsende Erwartungen mit sich bringen. Daher ist es wichtig, das System Kita für die Zukunft stark zu machen. Im Rahmen einer Tagung haben wir gemeinsam mit Fachleuten aus verschiedenen Berufen der frühen Bildung erarbeitet, was dazu nötig ist.

Bei der Tagung "Alle an Bord – Volle Kraft voraus für Kita-Entwicklung" am 23. Januar 2023 in Berlin ging es einen Tag lang um das große Thema Organisationsentwicklung von Kitas. Fachkräfte und Leitungen aus Kindertageseinrichtungen, Mitarbeitende bei Kita-Trägern, Fachleute aus Wissenschaft, Politik und Verwaltung aus ganz Deutschland haben sich in Open Space Formaten darüber ausgetauscht, was aus ihrer Perspektive in Bezug auf förderliche Organisationsentwicklung im Kita-Bereich aktuell wichtig ist. Zu vier Themen – Handeln, Unterstützen, Kommunizieren und Forschen – wurden zukunftsweisende Ideen und Positionen entwickelt, die ich im Folgenden zusammenfasse.

Handeln

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Jetzt geht’s erst richtig los! So war bei Vielen die Stimmung auf der Tagung. Kaum verwunderlich, denn visionäre Funken sprühen in der Regel, wenn Menschen Räume für kollegialen, interdisziplinären Austausch ermöglicht werden. „Mehr davon!“ war entsprechend einer der Wünsche, die die teilnehmenden Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis auf der Tagung formulierten: Der Dialog über Kita-Entwicklung muss in Deutschland weiter gefördert werden, verschiedene Akteur:innen müssen zusammenkommen und die Themen gemeinsam anpacken. Unsere Tagung und das Projekt Forum KITA-Entwicklung erwiesen sich hier als gute Startpunkte, denn sie boten Interessierten aus verschiedenen Bereichen im System Kita vielfältig Gelegenheit für Interaktion und gemeinsames Nachdenken.

Ein weiterer Wunsch der Tagungsteilnehmenden: Die Strukturen für so einen fachlichen Austausch sollen gesichert und erweitert werden, zum Beispiel über Buch-Veröffentlichungen oder eine zusätzliche Online-Plattform mit Diskussionsmöglichkeiten, spannenden Links, Ideen und Materialien.

Neben Wünschen und Vorschlägen wurden auf der Fachtagung auch Tipps ausgetauscht, wie Kita-Teams in ihrem beruflichen Alltag bereits mit scheinbar kleinen Maßnahmen mit Kita-Entwicklung starten können. Hier sind beispielhaft zu nennen: die Kolleg:innen im Kita-Team durch ein Interview zu zweit besser kennenlernen, sich gegenseitig Mut machen, runde Tische einrichten und die Ideen und Sichtweisen der Kinder einbeziehen und gemeinsam umsetzen. Wer im Kita-Team neue Ideen in den Kita-Alltag einbringen möchte, findet Unterstützung durch unser Impulskartenset "Alle an Bord – Schritt für Schritt Ideen in der Kita verankern". Die Impulskarten für pädagogische Fachkräfte wurden im Projekt Forum KITA-Entwicklung aufgrund einer Bedarfsanalyse der Praxis konzipiert und als Prototyp auf der oben genannten Abschlusstagung erstmalig vorgestellt. Derzeit werden sie noch einmal final überarbeitet. Spätestens Anfang 2024 werden die Impulskarten als Instrument für Organisationsentwicklung der Kita-Praxis zur Verfügung stehen.

Unterstützen

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Was brauchen Kitas und Individuen, um Kita-Entwicklung gut umsetzen zu können? Manchmal fängt es schon bei kleinen praktischen Entlastungen an, zum Beispiel mit einem Raum in der Kita für die Fachkräfte, in dem es eine Couch zum Entspannen und Nachdenken gibt, oder Vorschläge zur Zeitersparnis, etwa wenn das Essen kurze Lieferwege hat. Zudem wurde häufig genannt, wie wichtig es für pädagogische Fach- und Leitungskräfte ist, sich nicht allein mit der Verantwortung für den Umgang mit Veränderungen und Anforderungen zu fühlen. Entlastung können zum Beispiel Kita-Sozialarbeit oder Supervision bieten. Praktische Unterstützung kann auch eine (unabhängige) Fachberatung oder eine Entwicklungsabteilung beim Träger schaffen.

Apropos Unterstützung: Diese komme im System Kita auch von einem besseren Verständnis füreinander, so ein Ergebnis. Insbesondere von der politischen Ebene, von der Verwaltung vor Ort und von den Jugendämtern wünschen sich die Tagungsteilnehmenden, dass die herausfordernde Lage und die spezifischen Anliegen von Kitas verstanden und berücksichtigt werden. Dabei könnten auch die Eltern helfen, denn sie wünschen sich, dass ihre Kinder in der Kita gut aufgehoben sind und beste Entwicklungschancen erhalten. Die Familien sollten daher ebenfalls mobilisiert werden, auf unterstützende Weise Kita-Anliegen in die Gesellschaft zu tragen.

Kommunizieren

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Ob Theoretiker oder Praktikerin, allen ist klar: Für das Handeln und die Unterstützung ist gute Kommunikation zentral. Über Kita-Entwicklung muss gesprochen werden und die einzelnen Bereiche im System Kita müssen regelmäßig miteinander kommunizieren. Das fängt bereits damit an, den Kontakt zum eigenen Träger zu verbessern, so die Teilnehmenden. Zusätzlich wünschen sich viele einen Austausch über den eigenen Träger hinaus, zum Beispiel mit regionalen Netzwerken oder im Rahmen überregionaler Formate für Kita-Leitungen oder Mitarbeitende beim Träger. Denn: Für den Austausch zwischen den Ebenen ist die Augenhöhe wichtig – nicht gegeneinander soll gearbeitet werden, sondern gemeinsam an den Themen, die für alle relevant sind, so die einhellige Meinung.

Und umgekehrt: Für die Kommunikation benötigen Kitas Unterstützung. Pädagogische Fachkräfte und Kita-Leitungen leisten jeden Tag einen wichtigen Beitrag für die Zukunft der Gesellschaft. Welche Kraft dabei eingesetzt wird und wie viel Inspiration sie allen voran den Kindern bieten, das soll gesellschaftlich stärker anerkannt werden, finden die Teilnehmenden der Tagung. Und dafür sollten nicht in erster Linie Kita-Teams zusätzlich zu ihrer Arbeit verantwortlich sein. Unterstützung in Form von Lobby-Arbeit, Pressemitteilungen oder Image-Kampagnen könnten in Zukunft Kita-Entwicklung in Deutschland voranbringen, so der Vorschlag. So könnten künftig auch verschiedene Adressat:innen passgenauer angesprochen werden.

Forschen

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Um Kita-Entwicklung stärker voranzutreiben, wollen die Teilnehmenden der Tagung schließlich noch mehr wissen. Sie wünschen sich mehr Forschung zu Methoden der Kita-Entwicklung: Was funktioniert und worauf muss geachtet werden? Wie können Kitas resilienter werden? Fokus-Themen könnten dabei z. B. die Rolle von Kita-Leitung, Ausbildung, Qualitätsmanagement, Prozessbegleitung oder Supervision sein. Wichtige Fragen sind auch, wie sich Einrichtungen und Teams unter den bestehenden Bedingungen gut entwickeln können.

Wie kann Teamentwicklung bei häufig wechselnden Team-Mitgliedern gelingen? Und was macht überhaupt eine gute Kita aus? Was trägt Kita-Entwicklung konkret bei? Was würde passieren, wenn die Rahmenbedingungen optimal wären? Neben diesen und vielen weiteren interessanten Forschungsfragen wurde auch darüber diskutiert, wie Forschung zum Themenfeld Kita-Entwicklung idealerweise stattfinden sollte. Eine gemeinsame Forderung bleibt mir hier besonders im Gedächtnis: Die Tagungs-Teilnehmenden sprachen sich für eine größere Rolle von partizipativer Forschung aus. Kita-Fachkräfte und Forschende sollen sich zukünftig gemeinsam zu Forschungszielen abstimmen und Ergebnisse auswerten. Auch die Perspektiven von Kindern und Familien könnte so stärker zum Tragen kommen.

Fazit: Bei der Tagung wurden wichtige Bausteine für eine Professionalisierung von Kita-Entwicklung in Deutschland zusammengetragen und für die Zukunft gelegt. Lassen Sie uns darauf aufbauen! Schreiben Sie uns unter diesem Blogbeitrag einen Kommentar, vernetzen Sie sich analog mit Kolleginnen und Kollegen oder kommen Sie digital mit uns und anderen Akteuren der Kita-Entwicklung unter dem Hashtag #Kitaentwicklung ins Gespräch. Wir freuen uns darauf, gemeinsam mit der Community den Bildungsort Kita in Deutschland weiter zu stärken. 

Portrait von Eva Weyer
Autor/in: Eva Weyer

Für mich ist forschendes und entdeckendes Lernen eine Leidenschaft. Seit meinem Studium der Pädagogik beschäftige ich mich damit, wie man institutionalisiertes Lernen besser machen kann – spannender, anwendbarer und mit gleichen Chancen für alle. Ich forsche und lerne selbst gerne und deswegen passt die Arbeit in der Stiftung "Haus der kleinen Forscher" gut zu mir. Im Team Forschung und Entwicklung bin ich für den Austausch mit Fachleuten aus Wissenschaft und Praxis zuständig.

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