Mission: Grundschulen fit machen für digitales Forschen
Forschendes Lernen klappt auch super mit digitalen Medien – das will eine Fortbildung für Grundschullehrkräfte zeigen, die aktuell im "Kollaborativen Konzept-Lab" (kurz: Ko-Lab) der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ entsteht. Das Besondere: Das Fortbildungskonzept wird ko-kreativ mit Lehrerinnen und Lehrern und weiteren Fachleuten aus Wissenschaft und Praxis entwickelt. Im Oktober 2022 soll die neue Lehrerfortbildung zur Verfügung stehen. Projektleiterin Anne Lehmann über das Warum und Wie des experimentellen Modellprojekts.
Die Digitalisierung hat in den letzten Jahren nun auch in den Grundschulen an Fahrt aufgenommen, nicht zuletzt durch die Mittel, die im Rahmen des Digitalpaktes zur Verfügung gestellt wurden. Und gleichzeitig hat Deutschland im internationalen Vergleich noch viel aufzuholen und dabei mit zahlreichen Herausforderungen zu kämpfen. So ist die technische Ausstattung der Grundschulen mit digitalen Geräten nach wie vor sehr heterogen und häufig mangelhaft. Auch gibt es noch immer große technische Berührungsängste seitens der Lehrinnen und Lehrer und oft das Gefühl, zu wenig Medienkompetenz zu besitzen, um gegenüber ihren Schülerinnen und Schülern selbstbewusst auftreten und digitale Medien sinnvoll in den Unterricht integrieren zu können.
Hinzu kommt, dass Unterricht generell im Wandel begriffen ist. Zu oft steht die Vermittlung von spezifischem Fachwissen im Vordergrund und zu selten die Entwicklung wichtiger Zukunftskompetenzen (wie die sogenannten 21st Century Skills). Um diese Kompetenzentwicklung zu ermöglichen, ist es nötig, Lehrkräfte an andere Formen der Unterrichtsgestaltung heranzuführen. Dazu zählen beispielsweise phänomen- und problembasiertes forschendes Lernen, dialogische Unterrichtsgestaltung, Arbeit im Team oder die Stärkung der Reflexionsfähigkeit.
Die vielfältige Zusammensetzung unseres Labs ist herausfordernd, aber sie hat sich schon jetzt bewährt!
Anne Lehmann, "Ko-Lab"-Projektleiterin
Und so haben wir uns stiftungsseitig in den letzten Jahren aufgemacht, mit unserer Expertise als Bildungsinitiative hier unseren Beitrag zu leisten – und dabei neue Formen der Fortbildungsentwicklung im Primarbereich zu erproben. Erstmalig entsteht unser Fortbildungskonzept im Rahmen eines ko-kreativen Prozesses mit einem externen, multiprofessionellen Team. Wir freuen uns sehr, dass wir hierfür Grundschullehrkräfte aus staatlichen und privaten Einrichtungen, Trainerinnen und Trainer der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“, Mitarbeitende aus weiteren Bildungsinitiativen und wissenschaftliche Hochschulmitarbeitende gewinnen konnten. Unser Zwischenfazit nach sechsmonatiger Zusammenarbeit: Diese Vielfalt in der Lab-Zusammensetzung ist herausfordernd, aber sie hat sich schon jetzt bewährt! Jede und Jeder im "Ko-Lab" bringt seit September 2021 seine und ihre Perspektiven auf die zahlreichen Herausforderungen des Themenspektrums ‚Digitalität und Schule‘ und frühe MINT- und BNE-Bildung in die Entwicklung der Lehrkräftefortbildung ein. Und das ist ein echter Gewinn – für alle Beteiligten!
Mit Design Thinking zur neuen Lehrerfortbildung
Zwischen September und Dezember 2021 trafen sich die 18 Lab-Teilnehmenden in fünf von uns organisierten Workshops, um Ideen für die zukünftige Lehrkräfte-Fortbildung auszuarbeiten. Folgende drei Ziele haben wir uns für die neue Lehrkräftefortbildung haben wir gemeinsam definiert:
- Grundschullehrkräfte lernen in der Fortbildung verschiedene digitale Tools und deren Anwendungsmöglichkeiten kennen und bauen Berührungsängste im Umgang mit Software und technischen Geräten ab.
- Grundschullehrkräfte erleben, wie sie forschendes Lernen mit digitalen Medien gestalten und Unterrichtsszenarien entwickeln können, die von den Fragen der Kinder ausgehen und sich mit konkreten Phänomenen oder Problemen beschäftigen.
- Grundschullehrkräfte erhalten Unterstützung bei der Anwendung des Gelernten und bei der Verankerung der Fortbildungsergebnisse in der Praxis.
Unser Vorgehen im Projekt und in den Workshops orientiert sich von Beginn an an der Design-Thinking-Methode. Diese hat sich für uns bereits bei früheren agilen Projekten besonders bewährt, um komplexe Probleme mit großem Lösungshorizont zu bearbeiten. Sie eignet sich daher auch gut für ein Thema der digitalen Transformation, wie es die Entwicklung einer Fortbildung zum Einsatz digitaler Medien im Grundschulunterricht ist.
Besonders wertvoll ist für uns der im Design-Thinking-Prozess maßgebliche, regelmäßige, direkte Kontakt mit der Zielgruppe – bei uns die Grundschullehrkräfte – und mit den indirekten Nutzerinnen und Nutzern – bei uns die Schülerinnen und Schüler. Letztere wurden in der ersten Projektphase zum Auftakt bereits interviewt und nach ihren Bedürfnissen gefragt. In der jetzigen Ausarbeitungsphase der Fortbildungsbausteine werden sie unsere entstehenden Prototypen regelmäßig testen. Mit 'Prototypen' sind bei uns die Einheiten und Elemente der zukünftigen Lehrerfortbildung gemeint.
Kollaborative Lernprozesse fördern Zukunftskompetenzen
Dazu zählt zum Beispiel ein digitaler Parcours (Stationenlernen), in dem verschiedene Tools vorgestellt werden, die kollaborative Lernprozesse unterstützen und die Schülerinnen und Schüler motivieren, Inhalte selbst kreativ zu gestalten. Die Lehrkräfte eignen sich diese Tools durch ähnlich kollaborative und ko-kreative Lernprozesse an, wie sie sie später mit den Schülerinnen und Schülern im Unterricht durchlaufen. Außerdem sollen Lehrkräfte ggf. eigene digitale Tools einbringen und selbst Lernstationen gestalten können. Durch die Auswahl von digitalen Anwendungen, die vor allem Kollaboration, Kommunikation, Kreativität und Kreation im Unterricht unterstützen, sollen gängige Unterrichtsmuster gebrochen und die beteiligten Lehrerinnen und Lehrer motiviert werden, zeitgemäße Methoden der Unterrichtsgestaltung einzusetzen, die helfen Zukunftskompetenzen der Schülerinnen und Schüler zu stärken. Aktuell testen wir z. B. die Erstellung von Erklärvideos und Podcasts, das Sandbox-Spiel Minecraft und den Einsatz von hybriden Games wie z. B. einer digitalen Schnitzeljagd.
Mit digitalen Anwendungen, die vor allem Kollaboration, Kommunikation, Kreativität und Kreation im Unterricht unterstützen, wollen wir Lehrerinnen und Lehrer motivieren, zeitgemäße Methoden der Unterrichtsgestaltung einzusetzen.
Anne Lehmann, "Ko-Lab"-Projektleiterin
Auch wenn der Einsatz der Tools in der Fortbildung im Rahmen von MINT-Bildungsprozessen aufgezeigt wird, können die gewählten Anwendungen auf andere Fächer übertragen und damit nachhaltig im Schulalltag verankert werden.
Unser Projektziel: Im Herbst ein mit den Zielgruppen erprobtes, modular flexibles Fortbildungskonzept vorbereitet zu haben, das den Bedarfen und Bedürfnissen der Lehrkräfte gerecht wird, so dass interessierte Grundschulkollegien über unser Netzwerk so bald wie möglich unsere neue Lehrerfortbildung buchen können. Wir halten Sie auf dem Laufenden!
Über das Projekt
Im Projekt "Kollaboratives Konzept-Lab", kurz: Ko-Lab, entsteht eine Fortbildung zum Einsatz digitaler Medien in der Grundschule. In der Fortbildung sollen Lehrerinnen und Lehrer niedrigschwellig verschiedene digitale Tools nutzen lernen, um MINT-Bildungsprozesse gut zu unterstützen und um Schülerinnen und Schüler zu ermöglichen kollaborativ und kreativ zu lernen und dabei 'nebenbei' Digitalkompetenz zu entwickeln. Das Besondere am Projekt ist, dass die Lehrerfortbildung mit einem multiprofessionellen, externen Team entwickelt wird. Das agil angelegte Projekt der Stiftung "Haus der kleinen Forscher" wird finanziell ermöglicht durch die Friede Springer Stiftung. Das Projekt läuft noch bis Ende September 2022.
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