Was für eine Kita wünschen sich Kinder?

Eine Frau diskutiert mit Kindern auf Augenhöhe
© Christoph Wehrer/Stiftung Kinder forschen
Diskussion auf Augenhöhe: Kinder wollen mitbestimmen!

Vergangene Woche habe ich Euch mitgenommen auf einen Ausflug zur Deutschen Kinder- und Jugendstiftung und dem Verein Drop In - heute spreche ich mit Andreas Knoke, Abteilungseiter Programme bei der DKJS über Programme, die ihn begeistern, Kita-Qualität und die Gemeinsamkeiten unserer Stiftungen.

Mit welchen drei Schlagwörtern würden Sie Ihren Arbeitsalltag beschreiben?

- dialogisch/kommunikativ
- vielfältig
- positiv herausfordernd

Wie viele Programme unterstützt die DKJS derzeit?

Bundesweit unterstützen wir aktuell ca. 40 Programme.

An welchem Programm hätten Sie gerne selbst als Kind oder Jugendlicher teilgenommen?

Ich hätte sehr gerne an einem unserer Kulturprogramme, wie "Kulturagenten für kreative Schulen", oder am Programm "Schülerfirmen teilgenommen.
Mit dem Landesprogramm "Kulturagenten für kreative Schulen" in Berlin möchten wir Schülerinnen und Schüler neugierig auf Kunst und Kultur machen, sie in ihren Kompetenzen fördern und ihnen kulturelle und gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen. Dazu unterstützen wir Schulen mithilfe von Kulturagenten dabei, feste Kooperationen mit Museen, Theatern und anderen Berliner Kulturpartnern aufzubauen. Es entstehen nicht nur spannende Projekte, sondern die Schulen entwickeln ein künstlerisches Profil, damit Kunst und Kultur zu einem festen Bestandteil des Schulalltags wird.

Und die Schülerfirmen gehören schon fast seit der Gründung der DKJS zu unserem Portfolio: In ihnen lernen junge Menschen ganz praktisch und unter Realbedingungen, was es heißt, ein Unternehmen aufzubauen, zu führen, verantwortlich zu handeln und im Team zu arbeiten. Sie entwickeln eigene Ideen, suchen gemeinsam nach Umsetzungsmöglichkeiten und reflektieren ihre Lernerfolge. Es gibt da wirklich tolle Unternehmen, und die Schülerinnen und Schüler erwerben wichtige Kompetenzen, die sie für ihr Leben und die Arbeitswelt von morgen benötigen. 

Porträtfoto von Andreas Knoke
© Deutsche Kinder- und Jugendstiftung
Ist neugierig auf die Meinung von Kindern: Andreas Knoke, Abteilungsleiter Programme bei der DKJS.

Welches Ereignis in einem DKJS-Programm hat Sie besonders beeindruckt?

Da fällt mir zuerst die Studie "Kita Qualität aus Kindersicht" ein. Die zentrale Frage war: Was macht eine Kita für Kinder zu einer guten Kita? Das Problem ist ja, dass häufig nur die Erwachsenen über Qualität sprechen und Kinder in diesem Alter meist nur indirekt vorkommen. Um die Kindperspektive besser kennen zu lernen und direkter einbeziehen zu können, haben wir Frau Professorin Iris Nentwig-Gesemann und das Berliner Institut für Demokratische Entwicklung und Soziale Integration mit einer Erkundungsstudie beauftragt. Sie haben dann jeweils zwei Tage an sechs ausgewählten Kitas verbracht und haben sich von rund 80 Vier- bis Sechsjährigen auf sehr unterschiedliche Weise zeigen, malen und  berichten lassen, was sie an ihrer Einrichtung besonders mögen und was nicht. 

Liest man die Auswertungen, ist man einerseits nicht völlig überrascht, denn die Kinder artikulieren im Grunde 10 Qualitätsaspekte, die alle eng mit menschlichen Grundbedürfnissen verknüpft sind: Individualität und Zugehörigkeit, Kompetenzerleben, Autonomie und Partizipation. Zugleich machen die Zitate und Beispiele aber sehr anschaulich, wie wichtig und schwierig es ist, ihnen im Kita-Alltag gerecht zu werden. So wünschen Kinder sich zum Beispiel "nicht-pädagogisierte" Freiräume oder Geheimverstecke, in denen sie ungestört mit Gleichaltrigem spielen und ihren Interessen ohne Zeitdruck nachgehen können. Mitbestimmen zu dürfen und als Persönlichkeit respektiert zu werden, bedeutet für sie eben auch, etwas nicht essen zu müssen, beim gemeinsamen Singen nur zuhören zu dürfen oder frei zu entscheiden, wann gespielt, ausgeruht oder gegessen wird. Und als letztes Beispiel vielleicht die "Ausnahme von der Regel": Kinder verstehen und schätzen Regeln, Routinen und Rituale, die ihnen Sicherheit und Orientierung geben. Umso mehr fühlen sie sich aber wertgeschätzt, wenn es mal eine Ausnahme gibt, wenn sie wichtiger sind als die Regeln und Dinge möglich sind, die sonst nicht erlaubt oder einfach nicht alltäglich sind, wie im Regen draußen zu spielen oder Kaiserschmarrn zu essen statt Vollkornnudeln.  

Es lohnt sich auf jeden Fall, die Ergebnisse anzuschauen und zu überlegen, ob und wie eine Kita den Bedürfnissen von Kindern gerecht werden kann. Und die Studie zeigt eben auch, dass es möglich und geboten ist, Kinder am Dialog über gute Qualität direkt zu beteiligen. 

Welche Herausforderungen und Ziele sehen sie als Gemeinsamkeit mit der Stiftung "Haus der kleinen Forscher"?

Sowohl die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung als auch das "Haus der kleinen Forscher" sind zwei wichtige Beispiele dafür, dass Bildung eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, die uns alle etwas angeht, und dass es gut ist, sich auch in zentrale Bildungsfragen einzumischen und gute Antworten mitzugestalten. Beide Stiftungen verbindet das Ziel, ein hochwertiges Bildungsangebot für Kitas und Schulen in ganz Deutschland und damit für alle Kinder zu befördern.

Portrait von Gülten Kara-Schetat
Autor/in: Gülten Kara-Schetat

Ich bin Gülten Kara-Schetat und arbeite seit 8 Jahren als Referentin für das Team Netzwerke Service & Qualifizierung in der Stiftung "Haus der kleinen Forscher". Ich bin glücklich über mein Mitwirken an den vielen spannenden und inspirierenden Projekten und Themen, wie Elternarbeit, Bildungspartnerschaften, Integration und aktuell Qualifizierungsangebote für Netzwerkkoordinatorinnen und -koordinatoren, bei denen ich die Konzepte erarbeiten und auch umsetzen darf. Ich freue mich jeden Tag auf die kleinen und großen, auch unerwarteten Begegnungen im Alltag. Bis bald! Man sieht sich…

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