Wo Kinder selbstbestimmt handeln, forschen und lernen

Zwei Kinder beschäftigen sich mit einer Schildkröte im Gras.
© Kita "Heide-Süd" Halle (Saale)

In der Kita "Heide-Süd" wird Bildung neu gedacht. Hier nehmen die fast 110 Kinder ihren Alltag selbst in die Hand. Sie gestalten Projekte nach ihren individuellen Interessen und setzen ihre Ideen tatkräftig um. Dieser bemerkenswerte Ansatz hat nicht nur die Herzen der Kinder und ihrer Eltern erobert, sondern wurde auch mit dem Deutschen Kita-Preis 2023 gewürdigt.
 

Ein Kind, der eine Schutzbrille trägt, bohrt mit einem Akkuschrauber in einen Baumstamm.
© Kita "Heide-Süd" Halle (Saale)
In der Kita "Heide-Süd" bestimmen die Wünsche der Kinder den Tagesablauf.

"Meine Hoffnung war, dass man eine Kita schaffen kann, in der Kinder den Alltag bestimmen – mit ihren Ideen, mit ihren Fragen, mit ihren Wünschen." Diese Worte von Silke Hajeck, Leiterin der Kindertagesstätte "Heide-Süd" in Halle (Saale), sind mehr als nur ein Leitmotiv. Sie spiegeln den Geist einer bemerkenswerten Bildungseinrichtung wider, in der die Freiheit der Kinder nicht nur Wunschdenken ist, sondern gelebte Realität.

Die Kita stellt das übliche Verständnis von Kinderbetreuung und -erziehung auf den Kopf.

Das Problem ist ja immer, dass der Erwachsene dasteht und der Meinung ist, alles zu wissen.

Silke Hajeck

In ihrer Einrichtung sind es die Wünsche der Kinder, die den Tagesablauf bestimmen. Es gibt keine starren Strukturen und Vorschriften – selbst bei den Essenszeiten nicht; stattdessen wird das eigenständige Entdecken und Forschen der Kinder in den Mittelpunkt gerückt.

Eine Anekdote aus ihrem Alltag der Kita zeigt die reale Umsetzung dieser Philosophie. "Im Winter lag viel Schnee. Ich bin um 6.30 Uhr gekommen und dachte: 'Ach Mist, ich muss noch den Weg frei machen, damit die Eltern reinkommen.' Dann standen da schon die Kinder und wollten mitmachen. Ich sagte nur: 'Geht in den Schuppen, holt euch Schneeschieber.' Irgendwann haben wir dann angefangen, einen Iglu zu bauen – eine Riesenburg. Wir haben weder über Frühstück nachgedacht noch über sonst etwas", erzählt die Kita-Leiterin. Gegen Mittag sei die Burg schließlich fertig. Es sei ein Loch gegraben worden und die Kinder hätten ins Innere krabbeln können. "Und dann haben wir um zwei Uhr einfach den Grill angeschmissen und eine Einweihungsparty gefeiert", fügt Hajeck lachend hinzu.

Ein Kind spült eine Müslischale ab.
© Kita "Heide-Süd" Halle (Saale)

Dieses Beispiel zeigt, wie in der Einrichtung alltägliche Situationen zu pädagogischen Erfahrungen werden, fernab strenger Zeitpläne. "Das Grundprinzip, wie wir Kinder sehen und wie wir mit ihnen sprechen, ist das Ausschlaggebende", erklärt Hajeck. Die Kommunikation auf Augenhöhe steht hier im Mittelpunkt, angefangen beim Schlafen, wo selbst das "Nein" der Kleinsten respektiert wird. Die Meinung der Kinder vorbehaltlos ernst zu nehmen ist die Grundlage des pädagogischen Konzepts.


Die Kita Heide-Süd hat nicht nur den Deutschen Kita-Preis 2023 gewonnen, sondern auch die Herzen derjenigen, die ihren unkonventionellen Ansatz erleben. Begeisterte Eltern beteiligen sich und bringen sich in die pädagogische Arbeit ein. Die Einrichtung schafft einen Raum, in dem Kinder nicht nur Freiheit erfahren, sondern auch lernen, dass sie eine Stimme haben und wie sie diese nutzen. Dabei werden sie nicht nur zum freien Entdecken und Forschen ermutigt, sondern erleben auch Selbstwirksamkeit, Kreativität und Gemeinschaft. Die Kita ist ein lebendiges Beispiel dafür, wie Bildung und Freiheit Hand in Hand gehen können.

Die Reportage ist auch in der "Forscht mit!"-Ausgabe Nr. 01/2024 erschienen.

Mein allerbester Tag: Jetzt mitmachen!

Was würden Kinder machen, wenn sie alle Freiheiten hätten? Dieser Frage gehen die MINTmachtage im Rahmen einer bundesweiten Mal-Aktion "Mein allerbester Tag" nach. Noch bis zum 31. Mai können Kitas, Horte und Grundschulen mit ihren Kindern teilnehmen. Wir freuen uns auf eure Einsendungen!

Zur Mal-Aktion
Portrait von Julia Uebelacker
Autor/in: Julia Uebelacker

Als Volontärin unterstütze ich das Team Presse, Public Affairs & Digitale Kommunikation dabei, die Vision der Stiftung nach außen zu tragen. Ich bin überzeugt, dass frühkindliche Bildung entscheidend ist, um allen Kindern unabhängig von ihrer Herkunft gute Bildungschancen zu ermöglichen.

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