"Träumen fördert die Kreativität"
Bettina Stark-Watzinger ist Bundesministerin für Bildung und Forschung und hat in dieser Funktion die Schirmherrschaft für die Stiftung "Haus der kleinen Forscher" inne. Im Interview erzählt sie, was sie am Weltall fasziniert und warum schon junge Kinder etwas über das Universum lernen sollten.
Dieses Jahr lautet das Motto zum "Tag der kleinen Forscher": "Abenteuer Weltall – komm mit!". Was begeistert Sie am Weltall?
Dass es so viele Geheimnisse birgt. Wenn wir in den Nachthimmel schauen, dann fühlt sich das ein bisschen so an wie der Blick ins tiefe Blau des Ozeans. Plötzlich sieht man einen Fisch und fragt sich, was da wohl so alles unter der Oberfläche passiert. Mit dem Weltall geht es mir ähnlich. Zunächst scheint es, als ob am dunklen Himmel alles stillsteht. Wir sehen ein paar Sterne, vielleicht den Mond. Doch wenn wir länger hinschauen, dann sind immer mehr Sterne zu entdecken, manchmal sogar eine Sternschnuppe. Und wenn wir noch länger hinschauen, sehen wir, wie sich der Himmel verändert. Dann wird einem bewusst, da oben passiert ganz viel.
Was glauben Sie, warum Kinder so fasziniert vom Universum sind?
Das Spannende am Universum ist: Es begeistert uns alle, ob wir erst acht oder schon achtzig sind. Da spielt das Alter keine Rolle. Vor allem wenn wir bedenken: Selbst die ältesten Menschen sind vor dem Universum alle Kinder. Schließlich ist es Milliarden Jahre alt und schier grenzenlos. Das ist natürlich faszinierend, übrigens auch für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Sie haben die Neugier, die auch Kinder an den Tag legen, quasi zum Beruf gemacht.
Viele Dinge, die wir heute im Alltag nutzen, hat die Weltraumforschung entwickelt. Ein tolles Thema also, um Kinder früh für Wissenschaft zu begeistern!
Bettina Stark-Watzinger, Bildungsministerin
Das "Haus der kleinen Forscher" liegt Ihnen besonders am Herzen. Warum sollten schon junge Kinder Dinge über das Universum lernen?
Kinder wissen, was spannend ist. Das Weltall steckt voller Abenteuer. Wer hat nicht selbst schon einmal davon geträumt, die Erde aus dem All zu betrachten? Oder mit unseren riesigen Teleskopen ferne Sterne zu bewundern und mehr über sie und uns selbst zu lernen: Woher kommen wir? Wie ist alles entstanden? Gibt es Leben im Universum? Durch unsere Forschung erfahren wir viel über uns selbst und unseren Planeten. Mit Satelliten können wir unsere Erde beobachten, um z. B. den Klimawandel besser zu verstehen. Viele Dinge, die wir heute im Alltag nutzen, hat die Weltraumforschung entwickelt. Ein tolles Thema also, um Kinder früh für Wissenschaft zu begeistern! Gerade auch für die Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Denn sie sind wichtig, um mehr vom Weltall und vieles andere zu verstehen.
Warum engagiert sich Deutschland in Raumfahrt und Astronomie?
Deutschland betreibt zusammen mit anderen Ländern die größten Teleskope der Welt und hat z. B. wichtige Ausrüstung für das neue James-Webb-Teleskop entwickelt. Mit ihm kann man tief ins Universum schauen und Sterne und Galaxien ganz genau beobachten und erforschen. Wir können sogar Planeten erkennen, die um andere Sterne kreisen. Auch die Raumfahrt ist in den vergangenen Jahren wieder wichtiger geworden. Die Menschheit möchte bis 2025 wieder den Mond betreten. Deutschland trägt mit neuesten Technologien dazu bei. Die Weltraumforschung hat viele Facetten. Deswegen steht das diesjährige Wissenschaftsjahr unter dem Motto "Unser Universum". Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, sich zu informieren und auch mitzumachen. Mehr dazu findet sich unter www.wissenschaftsjahr.de.
Aktuelle Ausgabe: "Abenteuer Weltraum" (1/2023)
Das Interview ist in der neuen "Forscht mit!"-Ausgabe Nr. 1/2023 zu finden.
Kinder lieben es, in die Rolle einer Astronautin oder eines Astronauten zu schlüpfen. In der aktuellen Ausgabe können Pädagoginnen und Pädagogen sie auf einer Reise ins Weltall begleiten: von der Erde über die Internationale Raumstation (ISS) bis hin zum Mars. Wo hört die Erde auf und wo fangt der Weltraum an? Welche Sternbilder erkennen die Mädchen und Jungen? Wie groß und wie weit entfernt ist der Mond? Die Sterne und Planeten liegen unvorstellbar weit auseinander. Was sind Planeten überhaupt und welche typischen Merkmale haben diejenigen, die wir kennen?
Es erwarten die Leserinnen und Leser viele spielerische Forschungsideen zum Thema „Universum“. Im Heft gibt es gute Beispiele aus der Praxis von Kita, Hort und Grundschule – von Rückstoßprinzip bis Planetenwanderung. Erhältlich als E-Paper oder zum Herunterladen.
Was muss man tun, um später in der Weltraumforschung zu arbeiten?
Zuallererst muss man neugierig sein, Neues erforschen wollen und sicher auch ein bisschen träumen können. Denn Träumen fördert die Kreativität. Es lehrt uns, groß zu denken. Und es motiviert, gerade auch in technische oder naturwissenschaftliche Fragen tief einzusteigen. Träumen und Naturwissenschaften passen da besser zusammen, als vielleicht mancher denkt.
Nicht nur auf der Erde, auch im Weltall befindet sich immer mehr Müll. Wie kann die Forschung nachhaltiger werden und wie produzieren wir weniger Müll?
Müll ist bei uns auf der Erde ein großes Problem. Im Weltall zunehmend auch. Über die Jahrzehnte hat sich dort vieles angesammelt: Überreste von Satelliten oder Raketen zum Beispiel. Deswegen wird versucht, weiteren Müll zu verhindern und bestehenden zu beseitigen. Im Moment arbeitet die Europäische Weltraumagentur ESA daran. Für 2025 ist der Versuch geplant, ein im Weltall treibendes Stück einer Rakete einzufangen. Das hat bisher noch niemand geschafft. Drücken wir also die Daumen, dass das Projekt gelingt.
Das müssen wir Sie unbedingt noch fragen: Gibt es außerirdisches Leben?
Die Zahl der Sterne im Universum ist so groß, dass sie oft mit der Zahl von Sandkörnern an allen Stränden der Erde verglichen wird. Planeten gibt es wahrscheinlich noch viel mehr. Man kann es sich kaum vorstellen. Dass es nur bei uns auf der Erde Leben gibt, erscheint deshalb recht unwahrscheinlich. Liebe Leserinnen und Leser: Was glauben denn die Kinder? Forschen Sie nach! Viel Freude dabei!