Warum wir ab sofort auch den Hausmeister fortbilden

Drei Männer sitzen im Hof der Kita und beraten sich
© Stiftung Kinder forschen
v.l. Hausmeister, Erzieher und Sprachbegleiter bei der neuen Inhouse-Fortbildung "Türen auf! Unser Weg zu Bildung für nachhaltige Entwicklung"

Anfang 2022 nimmt das "Haus der kleinen Forscher" seine erste Inhouse-Fortbildung ins Programm auf. Das heißt, diese Fortbildung findet vor Ort in der Kita statt. Eigentlich ist es mehr als eine Inhouse-Fortbildung – "Ganzes Haus"-Fortbildung wäre treffender. Christina Rehr, BNE-Referentin in der Stiftung "Haus der kleinen Forscher", hat die neue Fortbildung mitentwickelt und erzählt, was dahinter steckt.

Porträtfoto von Christina Rehr
© Helen Nicolai
Christina Rehr konzipiert BNE-Fortbildungen und bereitet Trainerinnen und Trainer vor.

Liebe Christina, warum habt ihr dieses Jahr an einer Inhouse-Fortbildung gearbeitet? Liegt die bei Kitas im Trend?

Ob das ein allgemeiner Trend ist, kann ich nicht sagen. Auf jeden Fall wissen wir von unseren Netzwerkpartnern, dass Inhouse-Fortbildungen schon länger gut ankommen und Kita-Leitungen konkret nachfragen. Mehrere unserer Netzwerkpartner bieten solche Fortbildungen bereits in ihren Regionen an – das wissen wir aus unserem BNE-Projekt (Bildung für nachhaltige Entwicklung). Allerdings gibt es einen Unterschied zu der Inhouse-Fortbildung, die wir dieses Jahr konzipiert und getestet haben.

Was ist daran anders?

Wir haben eine Inhouse-Fortbildung für BNE entwickelt. Die lehnt sich inhaltlich stark an unsere Fortbildung "Tür auf! Mein Einstieg in Bildung für nachhaltige Entwicklung" an, die wir seit vier Jahren bundesweit anbieten. Unter "Inhouse" versteht man zunächst, dass die Fortbildung des Personals im eigenen Haus stattfindet, in unserem Fall also in der Kita. Bei unserer neuen Inhouse-Fortbildung kommt allerdings dazu, dass nicht nur Leitungskräfte und das pädagogische Personal teilnehmen. Es werden alle Personen eingeladen, die in der Einrichtung mitarbeiten – also auch Hausmeister bzw. -meisterin, Küchenpersonal, Reinigungskräfte, Azubis usw. Bei BNE spielt der sogenannte Whole-Institution-Approach eine zentrale Rolle. Das bedeutet, BNE gelingt nur, wenn die ganze Einrichtung betrachtet und möglichst alle eingebunden werden – auch bei der Fortbildung.

Gesammelte Ideen des Teams auf einem Chart "Umsetztung mit Kindern"
© Stiftung Kinder forschen
Gemeinsam Ideen sammeln

Das klingt nach viel Aufwand. Welchen Vorteil hat das?

Ganz einfach: Die Inhouse-Fortbildung bringt schnell alle an Bord. Es gibt ein gemeinsames Ziel: den Kindern einen Ort bieten, an dem sie lernen, wie man nachhaltiger denkt und handelt. Und jeder Mitarbeitende wird merken, dass er etwas beitragen kann. Neben der Kita-Leitung und dem pädagogischen Personal werden die Hauswirtschaftskräfte als Expertinnen und Experten auf ihrem Gebiet in die Arbeit mit den Kindern einbezogen. Der Hausmeister baut später vielleicht einen Komposthaufen, ein Tauschregal oder Insektenhotel mit den Kindern. Oder die Köchin probiert mit ihnen Rezepte aus, spricht über den Einkauf von Lebensmitteln oder arbeitet an einem nachhaltigeren Speiseplan. BNE gut umzusetzen ist viel schwieriger, wenn sich nur einzelne Personen fortbilden und dann dafür sorgen müssen, die anderen in der Einrichtung mitzunehmen.

Inhaltlich gibt es also kaum Unterschiede zur normalen "Tür auf!"-Fortbildung?

Die Inhalte ähneln sich, allerdings haben wir ein paar Aspekte herausgenommen, um Platz zu haben für Themen, die für die jeweilige Kita besonders relevant sind. Bei einer Inhouse-Fortbildung können wir viel besser auf die speziellen Umstände und Bedürfnisse der Einrichtung eingehen und schauen: Wo liegen hier die Interessen und Schwerpunkte? Was treibt die Kinder um? Wo spielt Nachhaltigkeit bereits eine Rolle? Wie beschäftigt man sich damit – auch außerhalb des Gruppenraums? Wir empfehlen unseren Trainerinnen und Trainern, im Vorfeld der Fortbildung ein Gespräch mit der Leitung der Einrichtung zu führen. Dafür haben wir einen Leitfaden entwickelt.

Zwei Frauen auf einer Bank, dahinter ein Plakat mit der Agenda der Fortbildung
© Stiftung Kinder forschen
Jede Kita ist anders. Deshalb finden Vorgespräche statt.

Klappt das so reibungslos, wenn auf einmal Küchenpersonal und Hausmeister bei der Fortbildung mitmachen?

Der Trainer oder die Trainerin muss sich gut auf die Situation in der Einrichtung einstellen. Auf die Besonderheiten einer Inhouse-Fortbildung bereiten wir die Trainerinnen und Trainer entsprechend vor. Beim Vorgespräch mit der Kita empfehlen wir ihnen auch zu erfragen, ob und welche Vorerfahrungen es mit Inhouse-Fortbildungen gibt. Und wie das Team in der Kita zusammenarbeitet. Haben die Erzieherinnen und Erzieher bisher Kontakt zum anderen Personal in der Kita? Haben diese wiederum Kontakt zu den Kindern? Es wird leichter, wenn es hier schon Austausch und Zusammenarbeit gibt. Und falls nicht, bietet die Inhouse-Fortbildung die Chance, das auszuprobieren. Wichtig ist, dass alle, die nicht zum pädagogischen Team gehören und in der Arbeit mit Kindern weniger Erfahrungen haben, gut angesprochen und eingebunden werden. Mögliche Vorbehalte lassen sich so gut beseitigen.

Gruppe des Kita-Teams sitzt zusammen im Hof der Kita
© Stiftung Kinder forschen
Was hat sich nach ein paar Monaten verändert?

Und wie läuft es nach der Fortbildung?

Wir haben bei unseren Praxistests die Erfahrung gemacht, dass es der Einrichtung unglaublich hilft, wenn sich die Trainerin oder der Trainer nach einem passenden Zeitraum, vielleicht drei bis vier Monate später, noch einmal mit dem Team der Kita trifft. Sie berichten dann, wie es seit der Fortbildung gelaufen ist. So ein Nachtreffen spornt alle an. Das Team kann sich außerdem nochmal unterstützen lassen oder die Bildungsarbeit mit weiteren Fortbildungsmöglichkeiten vertiefen.

Inhouse-Fortbildung für Ihre Kita

Erkundigen Sie sich ab 2022 gerne bei Ihrem regionalen "Haus der kleinen Forscher"-Netzwerk, ob und wann eine Inhouse-Fortbildung für Ihre Kita angeboten werden kann.

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Portrait von Susanne Hein
Autor/in: Susanne Hein

Hallo, ich bin Kommunikationsreferentin im "Haus der kleinen Forscher" und betreue schwerpunktmäßig den Bereich frühkindliche Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE).

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