Im Corona-"Lockdown" zur Grundschul-Energie-App
In einem halben Jahr ist es bereits soweit: Dann soll die gemeinsam mit Lehrkräften entwickelte neue Lern-App zum Thema "Strom und Energie" für den Einsatz im Grundschulunterricht bereitstehen. Nach einer spannenden Workshop-Phase ("Digitalwerkstatt Energie") hatten sich die teilnehmenden Grundschullehrkräfte im Februar 2020 gemeinsam mit der Stiftung "Haus der kleinen Forscher" und dem Projektpartner innogy Stiftung auf eine Produktidee geeinigt.
Im Interview erzählt Projektleiterin Anne Lehmann, wie das ko-kreative Vorhaben in Zeiten der Corona-Pandemie vorankommt.
Anne, ihr habt Ende April einen optionalen Anforderungsworkshop zur Produktkonzeption angehängt, der ursprünglich nicht geplant war. Warum habt ihr euch dazu entschlossen?
Ursprünglich sind wir davon ausgegangen, dass wir mit dem Entscheidungsevent im Februar sechs tragfähige Produktkonzepte haben, die umgesetzt werden können. Es stellte sich aber heraus, dass die entwickelten Ideen im Detail noch lange nicht ausreichten, um mit der Produktentwicklung zu beginnen. Wir hatten dann die Möglichkeit das Konzept im Projektteam der Stiftung "Haus der kleinen Forscher" zu schärfen oder diese Ausarbeitung gemeinsam mit den Lehrerinnen und Lehrern vorzunehmen. Der zweite Weg passte besser zu unserem Anspruch, das Produkt ko-kreativ zu entwickeln. Daher haben wir im April einen weiteren Workshop mit den Lehrkräften organisiert. Aufgrund des Versammlungsverbotes zur Eindämmung der Corona-Pandemie mussten wir diesen allerdings komplett digital durchführen.
Wie habt ihr das konkret aus dem "Lockdown“ heraus hingekriegt? Und hat das gut funktioniert für Euch und die teilnehmenden Lehrkräfte?
Der Zusatzworkshop hat digital hervorragend funktioniert. Wir haben den ursprünglich geplanten Tagesworkshop in drei kurze Veranstaltungen von jeweils zwei Stunden geteilt. Getroffen haben wir uns über "Zoom", so dass wir uns alle im Video sehen und hören konnten. Parallel haben wir mit einem "Miro“-Board gearbeitet, zu dem Jeder Zugang bekam. Auf dem Board wurde im Brainstorming die grobe Produktidee ausgearbeitet. Das war ein sehr fokussierter und kreativer Prozess.
Die Gründe für den – in unserem Fall – reibungslosen Sprung von der analogen in die digitale Welt sind vielfältig: Zum einen haben wir mit einer kleinen Gruppe gearbeitet. Von den ursprünglich acht angemeldeten Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren schließlich aufgrund der Pandemie-Situation vier anwesend. Zum anderen kannten sich die Teilnehmenden durch die lange Präsenzworkshop-Phase gut. Sie hatten bereits intensiv zusammengearbeitet. Daher musste weder Zeit in Teambuilding investiert werden, noch musste sich die Gruppe auf ein gemeinsames Ziel einigen. Darüber hinaus identifizierten sich die anwesenden Lehrerinnen und Lehrer sehr stark mit dem entstehenden Produkt. Die Motivation gemeinsam etwas Gutes und Brauchbares zu schaffen war also sehr groß.
Nach der Workshop- und Konzeptionsphase ist die nächste heiße Projektphase angelaufen: die Umsetzung der pädagogischen Konzepte und Ideen in eine App, die ab 2021 im Grundschulunterricht eingesetzt werden soll. Wie erlebst du die Entwicklungsphase bisher?
Bei der App-Entwicklung unterstützt uns cobra youth communications, eine Berliner Full Service Agentur für Kinder-, Jugend-, Familien- und Bildungsmarketing. Herausfordernd war das rein digitale Onboarding zum Auftakt. Wir konnten uns bisher nie persönlich treffen. Zwar kennen viele aus dem cobra youth Team unsere Stiftung "Haus der kleinen Forscher" bereits gut, da sie in den letzten Jahren auch unsere Kinderwebsite www.meine-forscherwelt.de entwickelt und betreut haben. Gleichzeitig war es schwierig, sich komplett digital als Projektteam neu zusammenzufinden, eine gemeinsame Vorstellung von dem Produkt zu entwickeln und sich an die agile Arbeitsweise zu gewöhnen, speziell an die schriftliche Projektkommunikation über die digitalen Projektmanagement-Tools "Jira" und "Confluence".
Generell stellt uns die agile Arbeitsweise vor einige Herausforderungen. Auf der einen Seite verhindert das Vorgehen, dass Ressourcen in Ideen fließen, die später nur halb funktionieren. Wir erhalten im Prozess eigentlich immer die bestmögliche Lösung für ein aktuelles Problem. Gleichzeitig haben wir kontinuierlich das Gefühl, dass unser Budget nicht ausreicht und wir am Ende nicht alles umsetzen können, was wir uns vorgenommen haben. Auch mussten wir lernen auszuhalten, dass Entscheidungen stets vorläufig sind und Aufgaben immer wieder neu geprüft und priorisiert werden müssen.
Wo steht Ihr in der App-Entwicklung gerade und was sind die nächsten Schritte?
Momentan befinden wir uns im 3. von insgesamt 6 geplanten Sprints. Am Ende des Sprints werden wir einen klickbaren Prototypen haben, den wir dann erstmals in Grundschulen testen können. Dabei werden uns wieder 'unsere' Lehrkräfte aus den Digitalwerkstätten unterstützen – dieses Mal gemeinsam mit ihren Schülerinnen und Schülern. Wir sind sehr gespannt, welche Erkenntnisse diese Nutzer-Tests bringen. Geplant sind sie für Spätsommer/Herbst – vorausgesetzt die "Corona"-Auflagen machen uns keinen Strich durch die Rechnung.
An wen können sich Interessierte wenden, die mehr über das Projekt erfahren wollen?
Mehr zum Projektauftrag kann man auf der "Digital Lab"-Projektwebseite unserer Stiftung nachlesen. Wir freuen uns auch über Feedback und Rückfragen zum Projekt, sei es über die Kommentarfunktion unter diesem Blogbeitrag oder per E-Mail an unsere Projekt-Adresse energie@haus-der-kleinen-forscher.de.
Übrigens: Wer als pädagogische Kita-Fachkraft oder Grundschul-Lehrkraft bereits heute Anregungen für eine gelungene Lernbegleitung zum Themenfeld "Strom und Energie" sucht, dem empfehle ich gerne unsere Präsenzfortbildung „Forschen zu Strom und Energie“ zu buchen bzw. unseren kostenlosen Online-Kurs "Energie ist überall" auszuprobieren.