Warum Zertifizierung eine Reise in Etappen ist
So ein langer Fragebogen! Christoph Lammert weiß, dass das Ausfüllen des Online-Zertifizierungsformulars für pädagogische Fach- und Lehrkräfte eine Extraportion Arbeit im Alltag bedeutet. Bei einem Filmdreh erfuhr er von den Profis, warum dabei der Weg das Ziel ist.
Letztes Jahr haben wir einen kleinen Film über die Zertifizierung als „Haus der kleinen Forscher“ gedreht. Für mich war das eine super Gelegenheit, ganz direkt mit Pädagoginnen und Pädagogen ins Gespräch zu kommen und nachzufragen: Was bedeutet Zertifizierung für euch? Zugegebenermaßen war ich ganz schön aufgeregt, als ich mich auf den Weg machte, um vier Einrichtungen im Berliner Umland zu besuchen. Sind die pädagogischen Fachkräfte zufrieden mit dem Verfahren? Hilft es im pädagogischen Alltag? Ist das Ausfüllen machbar? Oder finden Sie alles bescheuert, viel zu schwer und kaum zu bewältigen?
Meine Sorgen wurden mir zum Glück schon beim Betreten der ersten Kita in Kleinmachnow genommen. Die Einrichtungsleitung zeigte stolz auf die Zertifizierungsplakette und erklärte, dass ihre Kita bereits zum sechsten Mal zertifiziert ist. Meine Aufregung wurde zu Begeisterung, als mir die Kinder ihre Forschungsprojekte zeigten. Ein Kind erklärte mir den Solarantrieb am selbstgebastelten Spielzeugauto, ein anderes führte mich durch den Gemüsegarten und berichtete davon, was man alles mit Roter Bete anstellen kann. Die Erzieherinnen und Erzieher erklärten, was sich alles nach der Teilnahme an den Fortbildungen und am Zertifizierungsprozess vom Haus der kleinen Forscher in ihrer Kita getan hat.
Fortbildungen: Der Blick über den Tellerrand
Während ich die Interviews führte, die später im Film landen sollten, kamen wir immer wieder auf das Thema Fortbildungen zu sprechen. Irgendwie auch klar, denn immerhin ist die Teilnahme an Fortbildungen im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) sowie zu Themen rund um die Bildung für nachhaltige Entwicklung ein wichtiger Bestandteil für den Erhalt der Zertifizierungsplakette.
Es erfordert persönlichen Einsatz, um positive Veränderungen zu schaffen! Das war eine Kernbotschaft meiner Interviewpartnerinnen und -partner. Für diejenigen, die sich mit den Kindern auf Entdeckungs- und Forschungsreisen begeben möchten, ist es wichtig, über den eigenen Tellerrand zu schauen, Neues kennenzulernen, sich fachlich mit anderen Personen auszutauschen und Zeit in die eigene Weiterbildung zu investieren.
Wenn meine Gegenüber von ihren Fortbildungen sprachen, leuchteten ihre Augen. Die Freude, mit der sie über ihre Teilnahme erzählten, hat mich direkt ansteckt. Den Onlinekurs „MINT ist überall“ habe ich mir dann einfach selbst mal angeguckt. Obwohl ich nicht vom Fach bin, merkte ich, wieviel Spaß es macht, ins Thema einzutauchen und dabei jede Menge zu lernen.
Kontinuität und Weiterentwicklung
Alle vier Einrichtungen, die ich für den Filmdreh besuchte, hatten den Zertifizierungsprozess bereits mehrfach durchlaufen. Das Zertifikat ist zwei Jahre gültig. Danach startet der Zertifizierungsprozess erneut und Kitas, Horte und Grundschulen dürfen wieder den Online-Fragebogen ausfüllen und sich mit reduziertem Aufwand auf eine Folgezertifizierung bewerben. Eine Kita war bereits zum sechsten Mal zertifiziert. Mich hat natürlich brennend interessiert, wie sie Aufwand und Nutzen bewerten.
Mir wurde schnell klar, dass es den Pädagoginnen und Pädagogen nicht nur darum geht, die Öffentlichkeit auf die gute Qualität der MINT-Bildung für nachhaltige Entwicklung in ihrer Einrichtung aufmerksam zu machen. Es geht ihnen auch darum, das einmal erreichte Niveau zu halten und sich stetig weiterzuentwickeln.
Der wiederholte Zertifizierungsprozess und das damit verbundene Ausfüllen des Fragebogens ist für echte Zertifizierungs-Profis eine kleine Reise. Die eigene Bildungsarbeit wird mithilfe des Fragebogens gespiegelt. Was lief gut? Was könnte noch besser laufen? Der Weg ist das Ziel. Und zwischendurch gibt es Etappensiege, die mit einer Plakette wertgeschätzt werden.
Das Filmprojekt und die Gespräche mit den pädagogischen Fach- und Lehrkräften habe ich als sehr bereichernd empfunden. Ich bin dankbar für die tollen Einblicke in vier wunderbare „Häuser der kleinen Forscher“. Und obwohl ich der erste bin, der im entstandenen Film zu sehen ist, hoffe ich, dass er vor allem einen Einblick in die Zertifizierungsreisen von drei Kitas und einer Grundschule gibt, die damit auch viele weitere Einrichtungen inspirieren, den Prozess zu durchlaufen. Wenn dabei Fragen auftauchen, stehe ich gerne zu Verfügung – wir kennen uns ja jetzt schon.