Praxiserprobt: erste Erfahrungen mit "MINT ist überall"

Drei Mädchen haben ihre Hände in grüne Farbe getaucht
© Christoph Wehrer / Stiftung Kinder forschen
Forschungsanlässe im Kita-Alltag entdecken und nutzen – darum geht es bei "MINT ist überall".

"MINT ist überall" ist das neueste Fortbildungsangebot der Stiftung "Haus der kleinen Forscher" und im Oktober gestartet. Nach und nach steht die dazugehörige Präsenzfortbildung nun in ganz Deutschland auf dem Programm. Trainerin Dr. Susanne Reinold hat gemeinsam mit Kolleginnen in Leverkusen und Königswinter (Nordrhein-Westfalen) nun zum ersten Mal pädagogische Fach- und Lehrkräfte zum Thema "MINT ist überall" fortgebildet. Im Interview berichtet sie von ihren Erfahrungen.

Frau Reinold, worum geht es in der Fortbildung "MINT ist überall"?

© Dietrich Hauffe
Trainerin Dr. Susanne Reinold

Die Fortbildung konzentriert sich am Vormittag darauf, Forschungsgelegenheiten im Alltag zu entdecken. In diesem Teil geben wir den Fachkräften Impulse dazu, wie sie Kinder im Alltagshandeln beobachten, mit ihnen in den Dialog treten und dazu gute Fragen stellen können. Das sind Vorgehensweisen, die sie natürlich schon aus ihrem pädagogischen Alltag kennen, jetzt aber um den Aspekt MINT-Bildung erweitern können. Am Nachmittag konzentrieren wir uns auf das, was wir MINT-Denken und -Handeln nennen. Dieser Teil gibt auch erfahrenen "Haus der kleinen Forscher"-Fachkräften eine neue Sichtweise auf das entdeckende und forschende Lernen.

Wie haben die Erzieherinnen und Erzieher auf das neue Angebot reagiert?

Sehr schön zu sehen, fand ich, dass einige Teilnehmende erleichtert waren zu hören, dass sie MINT-Themen in der Kita einfach und auch ohne komplexes MINT-Fachwissen anbieten und bearbeiten können. Einigen Teilnehmenden, so mein Eindruck, konnten wir regelrecht die Angst vor dem Thema nehmen und stattdessen ihre Begeisterung und Neugierde wecken.

Was hat den Teilnehmenden sonst noch gut an der Fortbildung gefallen?

Zu den Materialien von "MINT ist überall" gehört ein Plakat, auf dem Forscherfragen der Kinder gesammelt werden. Diese Idee kam bei allen gut an. Vor allem der Gedanke, damit die Ideen der Kinder mehr wertzuschätzen, hat vielen gefallen. Da im meist hektischen Alltag schnell gute Forscherideen verloren gehen können, empfanden die Erzieherinnen und Erzieher das Poster als sehr gute Methode, die Fragen der Kinder zu fixieren.

Einigen Teilnehmenden, so mein Eindruck, konnten wir regelrecht die Angst vor dem Thema nehmen und stattdessen ihre Begeisterung und Neugierde wecken.

Susanne Reinold

Neu ist auch das MINT-Spiel "Seifenschaum und Zebrastreifen". Wie ging es den Fachkräften damit?

Die Bildkärtchen mit Alltagssituationen und Alltagsgegenständen haben die meisten Teilnehmenden begeistert, weil sie die Möglichkeit bieten, Situationen zu besprechen, die zum Alltag der Kinder gehören. Nach Meinung der Teilnehmenden reichen für jüngere Kinder schon die Gegenstandskärtchen alleine, für ältere die Alltagssituationen, um ins Gespräch zu kommen und neue Forscherfragen zu entwickeln.

Welche Herausforderungen sehen Sie nach den ersten Durchläufen der Fortbildung?

Ich denke, einige erfahrene Fachkräfte haben das "übliche" Fortbildungsformat erwartet, mit vielen praktischen Phasen zum Ausprobieren der Impulse. Der Aspekt, dass in dieser Veranstaltung der Fokus eher auf dem Selbstgedachten als dem Selbstgemachten lag, war für einige Teilnehmende unerwartet und erforderte ein Umdenken.

Außerdem war es für einige Teilnehmende nicht einfach, bekannte Vorgehensweisen wie das Beobachten der Kinder oder die Gestaltung von Dialogen von einer anderen Seite – nämlich durch die MINT-Brille – zu betrachten und neue Aspekte im täglichen Handeln zuzulassen. Das ist auch für uns als Trainerinnen eine Herausforderung. In solchen Momenten ist es unsere Aufgabe, die Fachkräfte in diesem Prozess sensibel zu begleiten und ihnen gute Impulse zu geben.

Portrait von Katharina Hanraths
Autor/in: Katharina Hanraths

Als Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ist es mein Ziel, dass so viele Menschen wie möglich erfahren, was die Stiftung Kinder forschen macht und anbietet. Nicht einfach nur, weil es mein Job ist, sondern weil ich überzeugt bin, dass gute frühe MINT-Bildung Kindern noch viel mehr bringt als bloßes Wissen über Aggregatzustände und Stromkreise.

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