Die FernUni-Politikwissenschaftlerin Dr. Sonja Blum hat sich die Reaktionen von 28 europäischen Ländern in Zeiten der Corona-Pandemie genauer angeschaut und miteinander verglichen. In Deutschland waren Schulen und Kitas ab Mitte März geschlossen. In den Wochen vor den Sommerferien wurden sie – mit unterschiedlichem Tempo je nach Bundesland – schrittweise wieder geöffnet. In Schweden hingegen waren Kitas und Schulen nie zu und Italien hat sie gerade erst wieder geöffnet. Jedes Land hat hinsichtlich Schul- und Kita-Schließungen unterschiedlich reagiert. Ein Grund für die jeweiligen Entscheidungen waren die Infektionszahlen in den Ländern. "Darüber hinaus kann man aber auch festhalten, dass die allgemeine Präventionsstrategie des jeweiligen Landes die Schließungen beziehungsweise Wiedereröffnungen beeinflusst hat", erläutert die Politikwissenschaftlerin. Länder, die das primäre Ziel hatten, die Hochrisikogruppen zu schützen, haben sich eher dazu entschlossen, die Einrichtungen nicht zu schließen beziehungsweise schnell wieder zu öffnen, so Blum. Länder, bei denen gemeinsame Präventionsmaßnahmen der Gesamtbevölkerung im Vordergrund standen, haben sich eher für Schließungen entschieden. Bei der Wiedereröffnung haben sich einige Länder zunächst für eingeschränkte Öffnungszeiten entschieden, andere haben die Gruppen geteilt. Welche Strategien hier gefahren wurden, hing auch davon ab, welcher Aspekt der Kinderbetreuung als besonders wichtig angesehen wurde. Denn Kitas und Grundschulen ermöglichen Kindern nicht nur Bildung, sondern geben ihren Eltern auch Zeit zu arbeiten und verringern soziale Ungleichheiten. "Insgesamt ist unsere Forschung noch Work in progress", betont Blum. Die ersten Ergebnisse bieten aber bereits eine gute Grundlage für weitere Forschungen. "In den nächsten Schritten möchten wir uns zum Beispiel genauer angucken, warum es zu den unterschiedlichen politischen Entscheidungen gekommen ist. Aus sozialwissenschaftlicher Perspektive ist es außerdem zentral, herauszufinden, inwiefern Länderunterschiede in den Maßnahmen über die Zeit bestimmte Wirkungen zeigen, unter anderem auf die Geschlechtergerechtigkeit."