Eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) und der Wirtschaftsuniversität Wien (WU Wien) untersucht, inwieweit Berufswünsche, Interessen und selbsteingeschätzte Fähigkeiten von Mädchen in den MINT-Fächern mit geschlechterspezifischen Vorurteilen zusammenhängen. Die Studie basiert auf einer Befragung von rund 250 Schülerinnen und Schülern im Alter von 12 bis 14 Jahren an Wiener Schulen. Geschlechterstereotype Denkweisen können dazu führen, dass Mädchen weniger mit MINT-Themen in Berührung kommen als Jungen. Doch das Potential, stereotype Denkweisen zu ändern, scheint groß: Bereits ein halbtägiger Berufsorientierungsworkshops, in dem Schülerinnen und Schüler mit insbesondere weiblichen Rollenvorbildern konfrontiert werden und an Erfindungen arbeiten, zeigt nachhaltige Effekte. Noch mehrere Wochen nach dem Workshop lag die Zustimmung zu geschlechterstereotypen Aussagen bei Jungen um 7,7% niedriger als vor dem Workshop. Bei Mädchen sank die Zustimmungsrate um 4,7%. "Das Potential für Maßnahmen, die Mädchen für MINT-Berufe interessieren sollen, ist also groß", so Julia Schmieder, Forschungsgruppe Gender Economics. "Wenn man die Kürze des untersuchten Programms bedenkt, ist der Effekt umso bemerkenswerter – durch eine wiederholte Konfrontation der Schülerinnen und Schüler mit Rollenvorbildern könnte man also noch weitaus mehr bewirken. Dabei dürfen die Eltern jedoch nicht außen vorgelassen werden. Auch bei ihnen sollten geschlechterstereotype Denkweisen in den Blick genommen werden, damit sie diese gar nicht erst an ihre Kinder weitergeben."