Kita digital?! Interview mit Kitaleiterin Daniela Wiebe

Screenshot ZOOM-Interview: Kitaleiterin Daniela Wiebe (links) und Laura Schlinke, Online-Referentin vom "Haus der kleinen Forscher" (rechts), im Online-Interview.
© Stiftung Kinder forschen
Passend zum Thema Digitalität: Kitaleiterin Daniela Wiebe (links) mit unserer Kollegin Laura Schlinke (rechts) im Online-Interview.

Digitale Medien kommen jetzt auch im Alltag von Kleinkindern und Kita-Teams an. Die Covid19-Pandemie hat dem kontrovers diskutierten Thema „Digitalität in der frühen Bildung“ jetzt nochmal einen neuen Schub gegeben. Fakt ist: Ob Teammeetings, Elterndokumentation oder die Arbeit mit Kindern – Einrichtungen der frühkindlichen Bildung sind auf das Metathema Digitalisierung sehr unterschiedlich eingestellt. In einer Interviewreihe wollen wir fragen: Welche pädagogische Verantwortung sehen Fach- und Leitungskräfte in Bezug auf digitale Medien? Wofür nutzen sie bereits digitale Medien in ihren Bildungseinrichtungen und was hält sie davon ab?

In diesem Interview erzählt uns Daniela Wiebe, Kitaleiterin im Ev. Familienzentrum Helpup in Oerlinghausen (Nordrhein-Westfalen), wie sie es während der Corona-Pandemie geschafft hat, attraktive Online-Teammeetings einzuführen, dass jede Kita-Gruppe bald ein Tablet für die Elternarbeit nutzen wird und warum sie ihre Erzieherinnen und Erziehern auch für Online-Fortbildungen begeistern möchte.

Gekürzte und redigierte Zusammenfassung des obigen Video-Interviews:

War es am Anfang schwer für das Team mit dem neuen Format der Online-Teamsitzung zurecht zu kommen?

Daniela Wiebe: Also, im Vorfeld war es auch so ein bisschen meine Aufgabe, den Mitarbeitern die Skepsis zu nehmen. Die waren schon alle eher negativ dem gegenüber eingestellt, weil sie es einfach schade finden, dass wir uns nicht in Präsenz sehen können. Und da ist einfach Vorarbeit notwendig, um ihnen die Hemmnisse zu nehmen und zu sagen: Probiert es aus, lasst euch drauf ein!

Und wir machen das Ganze jetzt schon seit Mitte Februar 2021. Und inzwischen merkt man, dass die Scheu wirklich abgebaut worden ist. Ja, das klappt gut. Und am Anfang ist es ja so: Da sieht man alle auf dem Bildschirm – und einige hatten Probleme, sich überhaupt zu Wort zu melden. Jetzt ist es teilweise so, dass man die Leute dran nehmen muss und sagen muss, wer zuerst spricht. Das ist schön zu sehen. Aber dann ist der nächste Schritt jetzt Kommunikationsregeln für Zoom aufzustellen.

Welche Ratschläge würdest du anderen Kitas mitgeben, die vielleicht noch gar keine Erfahrungen mit Online-Meetings gemacht haben oder erst am Anfang stehen?

Daniela Wiebe: Vielleicht einfach selbst mal ein Seminar als Teilnehmer besuchen. Weil: Dann kann man gut gucken, was werden für Tools oder Funktionen genutzt von dem Moderator. Um das dann einfach im Anschluss selbst auszuprobieren. Man kann ja auch nur mit zwei Leuten ein ZOOM-Meeting machen, um mal die ganzen Funktionen zu testen. Und dann wirklich: ausprobieren, ausprobieren, ausprobieren! Und: Den Leuten die Hemmungen nehmen und immer wieder zeigen, was es für Vorteile hat. Wenn man sich schon nicht so treffen kann, ist ein ZOOM-Meeting besser als gar keine Teambesprechung. Und dann auch einfach die ZOOM-Meetings abwechslungsreich gestalten. Nicht einfach nur miteinander reden, sondern vielleicht auch den Bildschirm teilen, damit alle zum Beispiel den Dienstplan vor Augen haben. Wir haben jetzt auch schon das Whiteboard benutzt, damit man ein Brainstorming mache kann. Das kam auch sehr gut an! Auch die Breakout-Sessions fanden die Kollegen sehr spannend. Dass man dann auch kleine Gruppenarbeiten machen kann. Einfach verschiedene Sachen ausprobieren! Und sich vorher gut überlegen: Wie soll der Ablauf des ZOOM-Meetings sein?

Wenn wir mal über digitale Teammeetings hinausblicken. Wie begegnet ihr dem großen Thema Digitalisierung in eurer Kita? Wo setzt ihr noch digitale Medien ein?

Daniela Wiebe: Bis jetzt ist es uns wichtig, wenig digitale Medien in der Arbeit mit den Kindern einzusetzen, weil wir finden: In ihrem häuslichen Alltag sitzen sie schon viel vor digitalen Medien. Und unser Schwerpunkt ist es im Moment, den Kindern auch zu zeigen, dass es Alternativmöglichkeiten gibt sich zu beschäftigen: rausgehen, bewegen, Spiele machen – und nicht nur mit dem Laptop, Handy oder Tablet. Daher nutzen wir es in der pädagogischen Arbeit wenig. Natürlich ‚googeln‘ wir auch mal das ein oder andere oder zeigen den Kindern am Handy ein Bild, um etwas besser zu erklären. Aber uns ist wichtig, dass der Schwerpunkt unserer Arbeit im ‚echten Tun‘ ist.

Wir haben Tablets bekommen. Und es wird gerade ein Elternportal auf den Weg gebracht.

Kitaleiterin Daniela Wiebe

Und in der Kita-Arbeit hinsichtlich Kommunikation oder Dokumentation, mit den Eltern oder mit dem Träger?

Daniela Wiebe: Das ist im Kommen in unserer Kita! Wir haben Tablets bekommen. Jede Gruppe hat jetzt eins. Das finden wir super! Und es wird gerade ein Elternportal auf den Weg gebracht, so dass wir dann über das Portal Elternbriefe an die Eltern per Mail rausschicken können. Für jedes Kind gibt es einen privaten Zugang, den nur die Eltern des jeweiligen Kindes einsehen können. Darüber sollen dann zukünftig Fotos hochgeladen oder die pädagogische Arbeit dokumentiert werden. Damit wir für die Eltern transparenter machen, was wir tun. Und dann ist auch geplant, dass wir unsere Dokumentationen, also Beobachtungen, oder zum Beispiel auch die Abrechnungen des Mittagessens über das Tablet abwickeln können. Die Eltern können dann ihr Kind an- und abmelden zum Mittagessen – tageweise oder auch im Vorfeld, etwa für die Zeit, in der die Kinder in den Ferien sind.

Nutzt ihr als Team auch Möglichkeiten für Online-Fortbildungen (abseits von „KiQ“*)?

Daniela Wiebe: Da ist es so, dass die Kollegen einfach noch ihre Hemmungen ein bisschen verlieren müssen. Es war ja immer nett, sich zu einer Fortbildung zu treffen, sich zu besuchen in Präsenz. Aber die Vorteile eines Webinars sind ja da: dass man keinen Fahrtweg hat oder dass man auch ein Seminar besuchen kann, das z.B. in Süddeutschland wäre. Und das ist auch noch im Kommen. Unsere jüngeren Kollegen nutzen das schon eher, sind auch begeistert davon. Bei den älteren Kollegen ist noch ein bisschen Vorarbeit nötig, dass auch von ihnen die Webinare besser genutzt werden.

 

*Danielas Kita nimmt an unserem Kita-Modellprogramm „KiQ – gemeinsam für Kita-Qualität: Wenn Entdecken und Forschen zum Alltag werden“ (2020-2022) teil, das als Blended-Learning-Fortbildungsprogramm konzipiert ist, also aus aufeinander aufbauenden Präsenz- und Online-Einheiten besteht.

Warum Deutschland einen Digitalpakt Kita braucht

Mehrere Kinder beugen sich über ein Tablet
© Christoph Wehrer/ Stiftung Kinder forschen

Bei der Digitalisierung im Bildungsbereich liegt der Fokus meist auf den Schulen. Was aber ist mit den Kitas? Damit auch sie auf die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen der Digitalisierung vorbereitet sind, fordern wir als Stiftung "Haus der kleinen Forscher" einen Digitalpakt Kita. Analog zum "DigitalPakt Schule" soll das Programm den Kitas über fünf Jahre rund fünf Milliarden Euro zur Verfügung stellen und die Qualität und Zukunftsfähigkeit in den Bildungseinrichtungen stärken und fördern.

Zum Positionspapier "Digitalpakt Kita"
Portrait von Jasmin Hihat
Autor/in: Jasmin Hihat

Kinder sollen die bestmögliche Bildung erhalten und in einem resilienten Umfeld stark werden! Deshalb freue ich mich, als Kommunikationsreferentin im Bereich Kita-Projekte dabei mitzuhelfen, Deutschlands Erzieher:innen bei ihrer persönlichen und pädagogisch-fachlichen Weiterentwicklung zu unterstützen.

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