Corona-Zeit - So machen wir das Beste draus
Die isolierenden Auswirkungen des Corona-Virus haben auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stiftung "Haus der kleinen Forscher" im Griff. Möglichkeiten, etwas dazuzulernen, gibt es dennoch – trotz Home Office und Kontaktverbot. Kolleginnen und Kollegen berichten von ihren Erfahrungen.
Viele neue Stimmen in meiner Wohnung
Seit das neue Corona-Virus wütet, ist meine Wohnung nicht mehr dieselbe. Dort, wo ich sonst bei Netflix-Filmen Spaghetti auffädele, läuft nun unsere Zertifizierungs-Hotline auf. Es geht zu wie im Schwalbennest. Endlich ist in den Kitas, Horten und Grundschulen Zeit für die Dinge, die man dort schon lange mal machen wollte, wie eben eine Zertifizierung als "Haus der kleinen Forscher". Es tut so gut zu hören, dass es ganz viele Leute da draußen gibt, denen unsere Zertifizierung gefällt, die nur keine Zeit dazu hatten. Ich gebe diese Wertschätzung gern zurück, indem ich alles tue, um dabei zu unterstützen. Auch wenn die Anrufe auf dem Anrufbeantworter landen, weil ich sie nicht auf mein privates Telefon umgestellt bekomme. Manchmal geht das hin und her, von Anrufbeantworter zu Anrufbeantworter, und auch das ist irgendwie ein Gespräch. Es ist schön, mit Pädagoginnen und Pädagogen reden zu können, die sich von nichts entmutigen lassen und sich mit ihrem riesigen Eifer einfach auf die nächste Aufgabe stürzen. Plötzlich ist eine Leichtigkeit da, die es uns ermöglicht andere Lösungen für Probleme zu finden, als die, die in den Regelwerken stehen. Warum machen wir das eigentlich nicht immer so? Diese Zeiten zeigen uns, dass es geht.
Simone Calliebe arbeitet im Team Netzwerke Service und Qualifizierung
Forschen trotz Familien-Home-Office
Seit nunmehr zwei Wochen sind wir als Familie im Home Office. Die Großen sitzen am Rechner und halten Telefonkonferenzen, das Schulkind erledigt mit Bravour die Schulaufgaben und das Kita-Kind beschäftigt sich selbstständig mit Papier, Schere und Buntstiften. Dass sich der Forschergeist im Alltag trotzdem erhalten lässt, hat uns eine Radtour gezeigt. Mit Rucksack, Becherlupe, Schnipsegummi und Taschenmesser ging es an die Gera, um mit Stöcken ein Floss zu bauen, das Ufer mit der Lupe zu erkunden und die warme Sonne zu genießen. Wir haben über das schwere Treten aufgrund des Gegenwindes gesprochen und die Erfahrung gemacht, dass alles leichter geht, wenn man entweder im Windschatten von Mama fährt oder einfach umdreht und sich mit Rückenwind nach Hause pusten lässt. Zuhause konnten wir dann feststellen, dass die drei Radler mehr Sommersprossen haben als der daheim gebliebene Papa. Der nächste Forschungsauftrag zeichnet sich also bereits ab.
Claudia Grebe ist Netzwerkkoordinatorin und Trainerin im Netzwerk Stiftung für Technologie, Innovation und Forschung Thüringen (STIFT)
Spaziergangsgespräche in der Mittagspause
Mit allen Herausforderungen, die die Arbeit im Home Office mit sich bringt, kommen auch Chancen, den Alltag mal anders zu gestalten. Eine Möglichkeit zur Veränderung haben mein Partner und ich gefunden, als uns klar wurde, dass gemeinsame Home-Office-Tage auch gemeinsame Mittagspausen bedeuten. Um etwas raus zu kommen, nutzen wir manche unserer Pausen dazu, einkaufen zu gehen und nehmen uns auf den Weg eine Tasse Kaffee mit. So erledigen wir das Nötige und machen den Hin- und Rückweg zum Spaziergang. Für uns hat sich das bewährt. Am frühen Nachmittag sind oft kaum Menschen unterwegs und wir kommen mit einem frischen Kopf und aufgefülltem Vitamin-D-Speicher wieder zu Hause an. Zudem ist uns aufgefallen, dass wir beide während der Spaziergänge positivere Gesprächsthemen haben und auch konstruktiver über unsere jeweiligen Aufgaben reden, als nach Feierabend. Ein Grund für uns, Mittagsspaziergänge, sobald es geht, als neues Ritual in die "normale" Routine einzubauen!
Janni Hoferer arbeitet im Bereich Inhalte und Fortbildungen
Der digitale Verstärker
Als Teil meiner Familie und Mitglied im Team Netzwerke Beratung hatte ich schon länger über gute Möglichkeiten der Zusammenarbeit im Team und mit unseren Netzwerkpartnern nachgedacht: Welche Chancen bietet die neue Digitalität? Wie überfordere ich mich nicht mit zu vielen Optionen und Kanälen? Seit Mitte März nutzen meine Kolleginnen und ich die Arbeit über digitale Kanäle nun ohne viel nachzudenken. Chatten über Zoom und Slack sowie eine allmorgendliche digitale Video-Kaffeerunde kompensieren nicht nur Zwischendurchgespräche in Flur und Großraumbüro, sondern bilden für uns den notwendigen Boden, um uns überhaupt zu vergemeinschaften, buchstäblich zu verbinden. Wir lernen seitdem täglich Neues, spüren aber auch zunehmend die Grenzen dieser nicht freiwillig gewählten Digitalität. Was ich in Videokonferenzen von meinem Zuhause für andere preisgebe, spielt auf einmal eine Rolle, ebenso wie die Sensibilität gegenüber Gestik, Mimik und dem, was zwischen den Zeilen steht. Das Digitale offenbart sich als Verstärker. Alles, was schon da war, erscheint auf einmal wie unter einem Brennglas hervorgehoben, gleichzeitig aber schwerer greifbar.
Jonas Görtz ist Länderreferent im Team Netzwerke Beratung
Kirschblüte auf der virtuellen Insel
Im Sommer 2016 waren alle Stubenhocker plötzlich draußen und liefen wie verrückt stundenlang durch die Gegend. Auch ich, hauptberuflich Stubenhockerin, habe mein wöchentliches Schrittziel verfünffacht, nur, um mit der App "Pokémon GO" kleine Monster zu fangen. Auch dieses Jahr scheint Spielehersteller Nintendo exzellentes Timing zu beweisen und hat am 20. März eine neue Version seines Spiels "Animal Crossing" veröffentlicht. Dort leben alle Spielcharaktere ein friedliches Leben auf einer Insel, angeln, sammeln Insekten und interagieren mit niedlichen Comic-Tieren. Hier gibt es keine Virusausbrüche und keine Gefahren bei sozialen Aktivitäten. Ich gebe zu: Nach Feierabend flüchte ich mich gerne aus meinem stressigen Alltag in diese Parallelwelt. Viele Spieler nutzen das Spiel, um all die Momente auszuleben, die ihnen im realen Leben verwehrt bleiben. Bei mir blüht zum Beispiel in Animal Crossing zurzeit meine geliebte japanische Kirschblüte. Während ich mich also normalerweise zurzeit mit meinen Freunden auf der Kirschblütenallee des ehemaligen Mauerwegs im Süden Berlins treffen würde, verabreden wir uns stattdessen unter den Kirschbäumen auf unserer Insel. Wir denken nicht an Corona, oder daran, dass wir uns seit einem Monat nicht mehr gesehen haben, sondern erfreuen uns einfach nur unserer digitalen Gesellschaft. Und das ist, gerade momentan, irgendwie ganz schön.
Samantha Hodenius entwickelt Online-Fortbildungen für die Stiftung