Warum Bloggen super ist

Junge Menschen schauen in ihre digitalen Endgeräte.
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Vorteil Blog: Viele unterschiedliche Stimmen können zu digitalem Wort kommen.

Warum sollten wir bloggen? Ich blogge seit Jahren und sage: Blogs sind tolle Werkzeuge, um unfertige Gedanken mit der Welt zu teilen. Und gerade für Stiftungen und andere Institutionen bieten sie einen weiteren entscheidenden Vorteil.

Ich glaube, als ich das erste Mal gebloggt habe, wusste ich noch gar nicht, womit ich es zu tun hatte. Ich betreute damals die Website meiner Theatergruppe und suchte nach einer einfachen Möglichkeit, Neuigkeiten auf der Startseite in umgekehrt chronologischer Reihenfolge darzustellen, ohne jedes Mal tief in den HTML-Code eintauchen zu müssen. Ein Freund verwies mich auf die Seite „Blogger“, die genau sowas konnte: Was immer man dort hineinschrieb, konnte man am Ende ohne großen Aufwand direkt publizieren. Und das Neueste stand immer ganz oben.

Relativ bald darauf wurde ich zum aktiven Blogger. Zunächst führte ich auf Livejournal, einem der ersten sozialen Netzwerke, in dem sich heute noch vor allem Autoren und Fans von Fantasy- und Science-Fiction-Romanen begegnen, pseudonym aber öffentlich Tagebuch. Später, als ich schon im Bereich digitale Medien arbeitete, setzte ich ein professionelleres Blog unter meinem richtigen Namen auf, aber im Endeffekt war das Ziel das gleiche: Zu den Themen, die mich interessierten, hatte ich Gedanken im Kopf, manche fast zu Ende gedacht, viele aber noch relativ am Anfang. Statt diese Gedanken mit mir herumzutragen und darüber vielleicht höchstens mit den Leuten in meiner direkten Umgebung zu sprechen, entschied ich mich, sie aufzuschreiben und mit der Welt zu teilen. Einerseits um sie festzuhalten, aber auch, um Feedback zu bekommen. Feedback, das mir beim Weiterdenken helfen würde.

Chronik für Gedanken und Erlebnisse

Das Wort „Blog“ kommt von Logbuch, und im Kern ist Blogtechnologie nach wie vor nichts anderes als ein Weg, momentane Sachstände möglichst einfach aufs virtuelle Papier zu bringen. Menschen und Personengruppen haben Blogs auf sehr unterschiedliche Arten genutzt, aber die meisten fühlen sich trotzdem auf die eine oder andere Art dazu hingezogen, dort Gedanken und Erlebnisse in einer Art Chronik festzuhalten.

Menschen, die früh mit dem Bloggen angefangen haben, klagen heute manchmal gerne darüber, dass soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter und Instagram Blogs zu großen Teilen abgelöst haben. Was sie vergessen ist, dass auch diese Netzwerke im Grunde Blogs sind. Viele YouTube-Stars führen im Prinzip eigentlich immer noch Video-Blogs (Vlogs), in denen sie ihre Gedanken in die Kamera sprechen, statt sie aufzuschreiben. Twitter, das sich heute gerne als Nachrichtenseite geriert, begann unter dem Schlagwort „Mikroblogging“. Facebook, was anfangs wirklich nur ein virtuelles Jahrbuch war, kopierte den „Newsfeed“ von Twitter und machte sich damit zum Blog. Und Instagram ist eben ein Blog für Menschen, die sich besser in Bildern ausdrücken können. Allen gemein ist: Es ist einfach, etwas zu veröffentlichen, und wir sehen (wenn der Algorithmus funktioniert) das Neueste zuerst.

Unfertigkeit ist ein Feature

Dass Gebloggtes oft unfertig ist, wird ihm von traditionellen Publizistinnen und Publizisten gerne als ein Manko ausgelegt, dabei ist es sein wichtigstes Feature. Wenn ich heute in meinem Blog zurückscrolle, kann ich beobachten, wie sich bestimmte Gedankenströme bei mir, mit der Hilfe von anderen, gefestigt und verändert haben.

Mit der schnellen, halbfertigen Umsetzung einer kleinen, albernen Idee, habe ich vor ein paar Jahren einen veritablen viralen Hit gelandet. Und manchmal nutze ich mein Blog sogar, um festgehaltene Ideen wiederzufinden, die ich in der Zwischenzeit vergessen habe. Jeder Eintrag ist ein Schnappschuss. Ob er in zukünftigen Jahrzehnten noch relevant sein wird, kann niemand sagen. Aber das gilt auch für die meisten Monografien.

Menschen werden sichtbar

Bloggen ist super, weil es einfach ist. Bloggen ist super, weil es die momentane Verfestigung von Gedanken ermöglicht. Und Bloggen ist super, weil es persönlich ist. In meinem Tagesgeschäft schreibe ich meistens Texte, deren Absender die Stiftung als ganze ist und in die der direkte Input oft vieler Menschen eingeflossen ist. Hier aber kann ich „Ich“ schreiben und meinen Namen danebenstellen. Und Sie können sich mit mir persönlich anlegen, wenn Sie nicht meiner Meinung sind. Das sorgt dafür, dass die Menschen sichtbar werden, die hinter einem so opaken Gebilde wie einer Stiftung stehen. Es heißt gerne, das Internet würde persönliche Kontakte verhindern. Aber durch das Bloggen habe ich in der Regel das genaue Gegenteil erlebt.

Portrait von Alexander Matzkeit
Autor/in: Alexander Matzkeit

Alexander Matzkeit leitet das Projekt "MINT und Leseförderung"

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