Von trostloser Ecke zu blühender Oase

Kinder auf einer Blumenwiese
© Katrin Aue/Kita Spielkiste
Hier blüht den Kindern Schönes: Die Umgestaltung des Gartens war ein voller Erfolg.

Aus einer trostlosen Ecke in ihrem Garten machten die Kinder der Kita "Spielkiste" aus Magdeburg mit Erzieherinnen, Erziehern und Eltern eine kleine Oase mit wilder Wiese und Obstbäumen. Was als Projekt begann, gehört heute zum Alltag. Die Gartenecke lebt und die Mädchen und Jungen nutzen sie zum Entdecken, Forschen und Gestalten.

Es ist ein lebendiger, großer Garten, der sich an das Gebäude der Kita "Spielkiste" in Magdeburg anschließt: eine Wiese zum Rennen und Toben, Bäume und Büsche zum Verstecken, ein großer Sandkasten sowie zahlreiche Spielgeräte und Klettergerüste. Nur ganz hinten in der Ecke war ein trostloses, hartes Stück Boden. Die Kinder fragten sich, warum dort eigentlich nichts wächst – und begannen zu forschen.

Das war 2019. Erzieherin Katrin Aue hat die Geschichte des Projekts inzwischen Dutzend Mal erzählt. Wie die Mädchen und Jungen den Boden und die Lebewesen darin untersuchten. Wie sie Pläne malten und Modelle bauten. Wie sie Unterstützung bei ihren Eltern organisierten, Wiese säten, Blumen pflanzten und dem Areal neues Leben einhauchten. 2020 erhielt die Kita Spielkiste für ihr Projekt "Der Boden lebt unter unseren Füßen" den Forschergeist-Bundespreis, mit dem die Stiftung "Haus der kleinen Forscher" und die Deutsche Telekom Stiftung Projekte in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) auszeichneten.

Die älteren Kinder geben ihr Wissen an die jüngeren weiter

Ein Junge mit matschigen Handinnenflächen
© Katrin Aue/Kita Spielkiste

Und heute? Ist aus dem Projekt längst Alltag geworden. Seit dem Sommer 2021 gibt es die Naturgruppe: 15 Vorschulkinder, die oft den ganzen Tag über im Garten sind. Vom Forschergeist-Preisgeld hat die Kita u. a. ein großes Zelt für Regentage angeschafft. Die Naturgruppe bleibt nicht unter sich. Immer wieder kommen auch die jüngeren Kinder vorbei, um die wilde Wiese oder die Apfel- und Birnbäume anzuschauen. Katrin Aue hat einen Korb mit kleinen Gartengeräten aufgestellt. Die Mädchen und Jungen buddeln und untersuchen Pflanzen mit Lupen, die Älteren geben ihr Wissen an die Jüngeren weiter.

Es gibt immer etwas zu entdecken und zu erforschen. "Die Kinder kommen von ganz alleine und stellen Fragen", sagt Katrin Aue. Immer wieder untersuchen die Mädchen und Jungen Bodenproben im Forschungsraum der Kita, holen Erde aus dem Garten, bringen Proben aus dem Urlaub mit oder vom Feld in der Nähe. Nach einem Ausflug zur Elbe haben sie über das Thema Hochwasser gesprochen und einen Staudamm gebaut, um zu schauen, wie durchlässig Erde ist.

Mathematik beim Waldausflug

Aber es geht nicht nur um die Beschaffenheit des Bodens oder was darin lebt und wächst. "Wir haben auch schon Sand, Kies und Erde gewogen und verglichen", erzählt Katrin Aue. Der Start für ein Mathematikprojekt. Bei ihren regelmäßigen Waldausflügen haben die Kinder Bäume gezählt und vermessen. Und das Kita-Team hat alles festgehalten für die Re-Zertifizierung als "Haus der kleinen Forscher".

Seit die Kita beim Forschergeist-Wettbewerb 2020 gewonnen hat, ist das Interesse am Entdecken und Forschen in der Einrichtung noch einmal gewachsen, bei den pädagogischen Fachkräften genauso wie bei den Eltern. "Es fühlt sich noch intensiver an", sagt Katrin Aue. Sie hat einiges im Kopf, das sie gerne mit den Mädchen und Jungen in der Gartenecke noch umsetzen möchte: vom Insektenschutz bis zur Totholzecke.

Die Kinder sind auf jeden Fall dabei. "Im Sommer hat ein Junge, der barfuß lief, zu mir gesagt: 'Das lebt hier unter meinen Füßen'", erzählt Katrin Aue. "Toll, oder? Da hat der Kleine schon gespürt, was der Boden unter seinen Füßen alles macht."

Portrait von Katharina Hanraths
Autor/in: Katharina Hanraths

Als Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit ist es mein Ziel, dass so viele Menschen wie möglich erfahren, was die Stiftung Kinder forschen macht und anbietet. Nicht einfach nur, weil es mein Job ist, sondern weil ich überzeugt bin, dass gute frühe MINT-Bildung Kindern noch viel mehr bringt als bloßes Wissen über Aggregatzustände und Stromkreise.

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