Klischeefrei neugierig

Kinder sitzen zusammen an einem Tisch.
© Christoph Wehrer / Stiftung Kinder forschen
Alle anders, alle gleich!

"Das ist nur etwas für Jungs." – "Das ist doch Mädchensache!" Auch heute wird die Berufswahl noch von Geschlechterstereotypen bestimmt. Die Initiative Klischeefrei unterstützt eine Berufs- und Studienwahl, die frei von Geschlechterklischees ist. Dieser Initiative ist die Stiftung "Haus der kleinen Forscher" beigetreten. Was bewirkt das "Haus der kleinen Forscher" für mehr Geschlechtergerechtigkeit? Michael Fritz, Vorstandsvorsitzender und Angelika Dinges, Vorständin der Bildungsstiftung, über die Freude an MINT, Vorbilder und geschlechtersensible Kommunikation.

Michael Fritz: Mädchen und Jungen bringen Neugier und Entdeckergeist mit. Sie wollen ihre Umwelt erkunden und begreifen. Aus jeder neuen Entdeckung ergeben sich unzählige neue Fragen. Mit unserem Fortbildungsprogramm tragen wir dazu bei, dass Kinder diesen Fragen auf forschende Weise nachgehen können und dabei immer wieder ihre Selbstwirksamkeit erleben.

Angelika Dinges: Wir unterscheiden dabei nicht zwischen Mädchen und Jungen, denn alle Kinder erforschen gleichermaßen ihre Umwelt und sind von naturwissenschaftlichen, technischen und mathematischen Phänomenen fasziniert. Dieses Interesse, diese Neugierde, diese Freude an MINT wollen wir bewahren, da wir davon ausgehen, dass spätere geschlechtsabhängige Interessenunterschiede vor allem durch die unterschiedliche Sozialisation beeinflusst sind. Ein Beispiel dafür? Studien zeigen, dass geschlechterstereotype Überzeugungen von Vätern gegenüber Mathematik ("Zahlen sind mehr was für Jungs") sich hemmend auf das Interesse ihrer Töchter an Mathematik auswirken. Und wir wollen allen Kindern die Erfahrung ermöglichen: "Ich kann MINT!"

Wir unterscheiden nicht zwischen Mädchen und Jungen, denn alle Kinder erforschen gleichermaßen ihre Umwelt.

Michael Fritz: In den Kitas sind die pädagogischen Fach- und Lehrkräfte natürlich auch Rollenvorbilder. Und 94 % dieser Fachkräfte sind Frauen. Wenn diese nun gemeinsam mit den Kindern erleben, dass MINT-Themen spannend sind und sie ihren Spaß am Forschen und Entdecken haben, hat das auch einen positiven Einfluss auf die Geschlechterbilder. In unseren Fortbildungen begeistern wir Pädagoginnen und Pädagogen gleichermaßen für MINT-Themen. Das ermutigt und unterstützt sie dabei, eine positive Einstellung zu Mathe, Naturwissenschaft, Informatik und Technik weiterzutragen.

Angelika Dinges: Wir setzen ganz am Anfang an: Mädchen und Jungen sollen gar nicht erst mit Geschlechterklischees in Bezug auf MINT konfrontiert werden. Darum achten wir auch in unserer Kommunikation darauf, geschlechtersensibel zu sein, beispielsweise sprechen wir von Mädchen und Jungen, Erzieherinnen und Erziehern – und ich bin Vorständin im Vorstandsgremium. Auch bei unserer Bildauswahl legen wir Wert darauf, Mädchen und Jungen gleichermaßen abzubilden (und generell Diversität zu zeigen).

Portrait von Clara Teich
Autor/in: Clara Teich

Ich bin Clara Teich und staatlich geprüfte Diplomlebensmittelchemikerin. Bei einem Blick über den fachlichen Tellerrand habe ich festgestellt, dass Kommunikation mir auch Freude bereitet – deswegen lerne ich das nun als Volontärin beim „Haus der kleinen Forscher“ etwas gezielter. Für die, die jetzt denken: „Kann sich Frau Teich nicht für eine Sache entscheiden?“ Nein. Für den sozialen Aspekt arbeite ich noch ehrenamtlich in der Suizidprävention für Jugendliche.

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