Gemeinsam stark – stärkenorienierte Haltung in der Kita

© Christoph Wehrer / Stiftung Kinder forschen

Wenn im Kita-Alltag Zeit und Ressourcen knapp sind, wünscht man sich manchmal Superkräfte. Dabei steckt oft schon viel mehr Potenzial in dir und deinem Team, als du denkst! Wir alle bringen unterschiedliche Stärken mit – manche nutzen wir täglich, andere sind uns kaum bewusst. Doch genau darin liegt echte Superkraft: Wenn Kita-Teams ihre Stärken erkennen und gezielt einsetzen, jede:r für sich und alle gemeinsam.

Um dieses Potenzial zu heben, hat die Stiftung Kinder forschen Angebote entwickelt: die digitale Methodenbox „Gemeinsam stark!“ und ein Webinar in der Reihe MINTplus. Zu Gast waren André Gatzke, Moderator bei KiKA und der „Sendung mit der Maus“, und Birgit Thurmann, Diplom-Pädagogin und Lehrerin an der Fachschule für Sozialpädagogik in Neumünster. Gemeinsam machten sie erlebbar, welche Kraft in unseren Stärken steckt – persönlich und im Team.

Live vom Dreh in Nordfrankreich berichtete André Gatzke, wie er lernte, seine eigenen Stärken zu erkennen und anzunehmen. Nicht jede Stärke wird in jedem Umfeld geschätzt. Wer für ein bestimmtes Verhalten früh und wiederholt kritisiert wird, braucht oft Zeit, um zu erkennen, welches Potenzial darin steckt, wenn sie richtig eingesetzt wird.

Überbordende Energie und Kreativität waren in der Schule nicht immer willkommen. Für mich als Moderator sind sie heute Gold wert.

André Gatzke, Moderator


Drei Impulse aus dem Gespräch:

  • Ein Blick in die eigene Kindheit kann helfen, den eigenen Stärken auf die Spur zu kommen. Was hat mich damals begeistert? Womit konnte ich mich stundenlang beschäftigen? Und wovon habe ich als Kind mit leuchtenden Augen erzählt? Solche Erinnerungen machen eigene Ressourcen greifbar.
  • Manche Stärken sehen andere besser als man selbst. Feedback und gegenseitiges Spiegeln können helfen, verborgene Potenziale zu entdecken – auch bei Eigenschaften, mit denen man selbst hadert. Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten entsteht oft erst durch das Vertrauen anderer.
  • Vielfalt im Team ist eine Stärke. Unterschiedliche Kompetenzen und Perspektiven tragen dazu bei, kreative und lehrreiche Ergebnisse zu schaffen. Sich offen über Unterschiede auszutauschen, ermöglicht, dass jedes Teammitglied seine Stärken einbringen kann. Spaß ist dabei ein wichtiges Erfolgsgeheimnis.

Das ganze Interview mit André Gatzke kannst du hier nachhören:

MINTplus: Interview André Gatzke



Im zweiten Teil unseres Gesprächs erinnerte Birgit Thurmann daran, wie wichtig es ist, anerkennen zu können, dass Kolleg:innen Dinge gut können, die einem selbst vielleicht schwerer fallen. Diese neidfreie Haltung ist die Grundlage für Teams, die sich gegenseitig tragen und ergänzen.

Wer seine eigenen Stärken kennt und schätzt ist auch in der Lage, die Stärken anderer zu sehen und zu würdigen.

Birgit Thurmann, Diplom-Pädagogin und Lehrerin

Ihr Tipp, um den eigenen Stärken auf die Spur zu kommen:

  • Nachspüren statt Nachdenken: Viele unbewusste Stärken sind sprachlich kaum greifbar. Sie zeigen sich eher körperlich oder emotional, oft nur als gutes Gefühl in bestimmten Situationen.
  • Stärken wachsen mit Erfahrung: Sie sind keine angeborenen Gaben, sondern entwickeln sich im Laufe des Lebens. Temperament, Erfahrungen, Interessen und persönliche Motive formen sie, Übung und Wiederholung lassen sie zu dem werden, was uns ausmacht.

Es lohnt sich also, die eigenen Stärken nicht nur zu erkunden, sondern auch bewusst weiterzuentwickeln. An persönlichen und im Team geteilten Werten orientiert kann man das eigene Profil bewusst ausgestalten und sich für das gemeinsame Ganze mit dem einsetzen, was jedem einzelnen Teammitglied entspricht. Das ist nicht nur für eine kollegiale Teamarbeit entscheidend, sondern auch für eine gute pädagogische Praxis, etwa im Bereich der frühen MINT-Bildung.

Das ganze Interview mit Birgit Thurmann kannst du hier anhören:

MINTplus: Interview Birgit Thurmann

 

In der frühen MINT-Bildung ist Haltung wichtiger als Fachwissen: Kinder brauchen pädagogische Begleiter:innen, die sie ermutigen, Fragen zu stellen, die Raum für Entdeckungen schaffen und Begeisterung für das gemeinsame Forschen zeigen. Stärken wie Neugier, Kreativität, Ausdauer oder Teamfähigkeit lassen sich ganz konkret einsetzen, sei es bei Schattenspielen, Farbexperimenten oder einem selbst entwickelten Forscherprojekt. Jede Stärke ist wichtig für eine gute frühe MINT-Bildung und kann hierfür genutzt werden. Und was mit ehrlicher Begeisterung vermittelt wird, weil man seinen eigenen Ansatz verfolgen darf, hinterlässt auch einen Eindruck.

Fazit: Stärken können wahre Superkräfte sein. Sie sind die Grundlage für Wohlempfinden, für gute Bildung und für ein lebendiges Miteinander im Team. Wer sie erkennt, lebt und teilt, gestaltet seine pädagogische Arbeit mit mehr Klarheit, Freude und Wirksamkeit – nicht nur in der frühen MINT-Bildung. 

Jetzt Stärken entdecken!

Um Kita-Teams beim Entdecken ihrer Stärken zu unterstützen, haben wir die digitale Methodensammlung „Gemeinsam stark!“ entwickelt. Sie bietet praxisnahe Übungen, um individuelle und gemeinsame Stärken sichtbar zu machen und weiterzuentwickeln. So stärkt ihr Zusammenarbeit, Motivation und Selbstvertrauen im pädagogischen Alltag. Probiert es aus – mit interaktiven Methoden und zahlreichen Vorlagen zum herunterladen und ausdrucken.
 

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Portrait von Erika Schmidtke
Autor/in: Erika Schmidtke

Ich bin Bildungsforscherin mit Schwerpunkt frühkindlicher Entwicklung. Als Referentin entwickle ich Fortbildungsinhalte und -materialien zu Bildung für nachhaltige Entwicklung und Kita-Entwicklung.

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